Seht die Gläser winken
laßt uns fröhlich trinken
in der frischen, frohen Jugendzeit!
Wo sich Burschen finden
soll der Schlaf verschwinden
sei dem Trinken nur die Nacht geweiht!
Wenn die Jahre kommen
wird die Brust beklommen
und das Trinken hört von selber auf
In der Jugend doch
hält der Becher noch
stets die Nächte seinen Siegeslauf
Die Philister meinen
wenn die Sterne scheinen
sollst du fein und sittsam schlafen gehn
doch Studenten denken
sich ins Bett versenken
heißt den wahren Zweck der Nacht verdrehn
Wer bei Tag gebüffelt
von der Frau gerüffelt
schleiche leise sich ins Bette drauf
In der Jugend doch
hält der Becher noch
stets die Nächte seinen Siegeslauf
Bald geht er nach Hause
von dem Bratwurstschmause
steckt ein Paar noch seinem Weibe ein
Liebchen, dein gedenken
Glas und Mützen schwenken
sollt dies nicht ein schönes Leben sein?
Laßt ihn unbeklommen
schon um neun Uhr kommen
geht dein Lieben auch in Würsten auf:
In der Jugend doch
hält die Liebe noch
stets beim Becher ihren Siegeslauf
Magst, Philister, träumen
du von Riesenbäumen
dran ein jedes Blättchen ein Prozent
sich beim Glas erwärmen
und von Freiheit schwärmen
nennet schöner träumen der Student
Gönnt im ohne Kummer
gerne seinen Schlummer
gebt ihm Eiderdaunen noch in Kauf:
In der Jugend doch
hält der Traumgott noch
stets beim Becher seinen Siegeslauf
Drum, ihr Brüder alle
schwört mit lautem Schalle
daß ihr immer treulich trinken wollt
laßt die Weibersklaven
die Philister schlafen
ihr Studenten aber trinken sollt
Wenn die Jahre kommen
wird die Brust beklommen
und das Trinken hört von selber auf
In der Jugend doch
hält der Becher noch
stets die Nächte seinen Siegeslauf
Text: M. Degen –
Musik: auf die Melodie von Es gibt kein schönres Leben als das Räuberleben
in Feuerwerker-Liederbuch (1883)