Zum letztenmal geht mir die Sonne nieder
zum letztenmal, es ist vollbracht
Lebet wohl, auf ewig meine Brüder
Lebet wohl und eine gute Nacht
Dieses Leben, eine Handvoll Erde
Himmel, nimm es nun zum Danke hin
Zürne nicht, daß ich mein Mörder werde
Du gabst mir ja diesen Freiheitssinn
Zürne nicht, daß schon im Jugendkeine
diese Hand ihr junges Leben bricht
Zürne nicht, daß ich jetzt schon erscheine
Ehe du mich rufst, o zürne nicht
Jenseits liegt das Weltbuch aufgeschlagen
dort reicht kein sterbliches Auge hin
Nur der Einzige kann es mir sagen
ob ich Engel oder Teufel bin
Ohne Priester trägt man meine Bahre
einsam hin zum stillen, finstern Grab
Kein Gebet tönt dort am Hochaltare
Ohne Mitleid senkt man mich hinab
Eine Träne schenket nur mir Armen
der vielleicht vor Gottes Tron jetzt steht
Gott im Himmel hat vielleicht Erbarmen
Wenn ein Freund für mich um Gnade fleht
Text und Musik: Verfasser unbekannt – auf Karl Ludwig Sand –
zuerst in: Dittfurth , Histor. 1815-1866 , Nr. 7, S. 218: „Mündlich und schriftlich in Unterfranken , 1833.
Liederthema: Freiheitslieder, Gefangenenlieder, Trauerlieder
Liederzeit vor 1833 - Zeitraum: 1815-1848 Biedermeier
Stichwort: Ludwig Sand • Orte: Franken, Unterfranken
Anmerkungen:
Am häufigsten kam damals und noch später „Sands Abschied von der Geliebten“ vor: Ach sie naht die bange Stunde in der uns das Schicksal trennt „. John Meier bemerkte in Volksliedstudien (S. 188) zum Text: Das „….sentimental-pathetische Lied…entspricht. nicht den tatsächlichen Vorgängen, sondern setzt die Selbstmordabsicht Sands als vollzogen voraus, während in Wirklichkeit die selbst beigebrachten Wunden nicht den Tod Sands herbeiführten“ (in Steinitz II)