Zu Warschau schwuren Tausend auf den Knien
Kein Schuß im heil´gen Kampfe sei getan
Tambour, schlag an! Zum Blachfeld laß uns ziehen
Wir greifen nur mit Bajonetten an
Und ewig kennt das Vaterland und nennt
mit stillem Schmerz sein viertes Regiment
Und als wir dort bei Praga blutig rangen
hat von uns keiner einen Schuß getan
und als wird dort den argen Todfeind zwangen
mit Bajonetten ging es drauf und dran
Fragt Praga, das die treuen Polen kennt
wir waren dort das vierte Regiment
Drang auch der Feind mit tausend Feuerschlünden
bei Ostrolenka grimmig auf uns an
doch wußten wir sein tückisch Herz zu finden
mit Bajonetten brachen wir die Bahn
Fragt Ostrolenka, das uns blutend nennt
wir waren dort das vierte Regiment
Und ob viel wack´re Männerherzen brachen
doch griffen wir mit Bajonetten an
Und ob wir auch dem Schicksal unterlagen
doch hatte keiner einen Schuß getan
Wo blutigrot zum Meer die Weichsel rennt
dort blutete das vierte Regiment
O weh! das heil´ge Vaterland verloren
Ach, fraget nicht: wer uns dies Leid getan
Weh allen, die in Polenland geboren
die Wunden fangen frisch zu bluten an
doch fragt ihr: wo die tiefste Wunde brennt
ach, Polen kennt sein viertes Regiment
Ade, ihr Brüder, die zu Tod getroffen
an unsrer Seite dort wir stürzen sahn
Wir leben noch, die Wunden stehen offen
und um die Heimat ewig ist´s getan
Herr Gott im Himmel, schenk´ ein gnädig End´
uns letzten noch vom vierten Regiment
Von Polen her im Nebelgrauen rücken
zehn Grenadiere in das Preußenland
mit düst´rem Schweigen, gramumwölkten Blicken
ein Wer da?“ schallt, sie stehen festgebannt
und einer spricht: „Vom Vaterland getrennt
uns letzten Zehn vom vierten Regiment!“
Text: Julius Mosen –
Musik: ?
in Weltkriegs-Liedersammlung (1926)
Julius Mosen sympathisierte wie die meisten deutschen Burschenschafter damals mit dem polnischen Volk, das sich im November 1831 gegen Russland erhoben hatte und um seine Freiheit von der Fremdherrschaft kämpfte. Am 4. September 1831 fiel Warschau. Beim Hambacherfest 1832, dem Fest der deutschen Einigungsbewegung, bei dem es um Freiheitsrechte und soziale Probleme ging, wehte daher neben der schwarz-rot-goldenen Burschenschafterfahne, der „deutschen Trikolore“, auch die polnische Fahne.