Zu Strassburg auf der langen Brück
da stand ich eines Tags
nach Süden wandt ich meinen Blick
in grauem Nebel lag´s
Da dacht´ ich mir: Dahinter
liegt in wunderbarem Reiz
mit seinen Almen, seinen Höh´n
dein Vaterland, die Schweiz
Und wie ich´s dacht, und wie ich’s sann
da zog ein Knab‘ vorbei,
der blies in’s traute Alpenhorn
der Heimat Melodei.
Da ward mir’s kalt, da ward mir’s warm
rasch sprang ich in die Flut,
hinauf den Rhein mit starkem Arm
schwamm ich in frischem Mut
Hätt‘ mich nicht der Sergeant gesehn
da hätt‘ es keine Not;
jetzt haben sie mich eingebracht
und schiessen heut‘ mich tot.
O liebe Herren, glaubt mir dies
mich zog ein süsser Ton;
der Knabe, der das Alphorn blies
der trägt die Schuld davon
Nun führt hinaus mich vor das Tor
und messt die fünfzehn Schritt‘
und schiesset wacker, doch zuvor
gewährt mir eine Bitt‘:
Blast mir das Alphorn noch einmal
in wunderbarem Reiz
und darin grüsst mir vieltausendmal
mein Heimatland, die Schweiz
Text: Salomon Hermann von Mosenthal (vor 1847)
Musik: A. L. Boh (19.Jh.); Vertonungen von Brahms und Mahler.
nach der Umdichtung eines älteren Deserteur-Volksliedes in Des Knaben Wunderhorn, welche 1835 durch eine Silcher-Vertonung für Männerchöre sehr populär wurde: Zu Straßburg auf der Schanz
Zur Geschichte dieses Liedes: Der Deserteur
Parodien, Versionen und Variationen:
CDs und Bücher mit Zu Straßburg auf der langen Brück:
Anmerkungen zu "Zu Straßburg auf der langen Brück"
Böhme schreibt noch 1895 falsch in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895), dass der Verfasser unbekannt sei.
Dichter unbekannt. Das hübsche Lied wird seit 1875 bis jetzt in Hessen-Darmstadt (s. A André, Volksspiegel, Nr 18), in Nassau (s. Wolfram S. 482) und in den Rheinlanden (s. Becker Rheinischer Liederborn Nr 118) von Soldaten viel gesungen, auch von Bänkelsängern mit Guitarre hörte ich’s in Frankfurt a M 1880. Die Musik verrät, dass hier ein für Sologesang bestimmtes Kunstlied von moderner Mache vorliegt, darin dasselbe Thema behandelt wird, wie in den zum Volksgesang gewordenen Liede „Zu Straßburg auf der Schanz“ Irrig ist darum die Annahme, dass dieser Text mit dem Volksliede gleichalterig und somit das Motiv vom Alphorn nicht erst durch die Dichter des Wunderhorn in das sehr alte Deserteurlied hineingetragen worden sei. Kompositionen zu diesem Texte gibt es von A. L. Boh (op 73, Bauer’s Verlag in Braunschweig und A. Hackel (op 75, Hamburg, Thiemer’s Verlag) jetzt frei gegeben. Aus letzterer soll die volksthümlich gewordene Melodie hier hervorgegangen sein.
Holzapfel erwähnt, dass das Lied ab 1937 als jüdisch verfemt war.