Zu siebzig da zogen die lippischen Schützen

»

Zu Siebzig da zogen wir lippischen Schützen
Nach Frankreich hinein um das Vaterland zu schützen

Zum Truderidera, Und zum Truderidera,
Und zum Truderidara, Und die Lipper die sein da.

Sie zogen wohl aus mit dat schwere Geschütze
Jungedi, wie dat hagelt, wie dat wettert, wie dat blitzet

Und als sie wohl kamen an dat lütge, lütge Horn
Da hatten sie schon ihre Fahne verlohrn

Doch zogen sie lustig und guter Dinge
Von Lage nach Detmold und von Detmold nach Lippspringe

Mensch hat denn keiner den Fähnrich gesehen
Man weiß ja gar nicht wo der Wind her tut weh’n

Und als sie dann kamen durch das schöne Städtchen Schlangen
War Hillgenschröders Fritze schon’n Schuß los gegangen
(Gesprochen: Mensch Fritze, wie konnze bloß?
Och, is mich einfach los gegangen!)

Und als sie dann kamen an dat heilige Paderborn
Bekiegen sie de Nonnen, von hingen und von vorn

Un as dann dör Diälbrügge toch dann de Meute
Do han de eisten Kerls all Blosen anne Foite

Und als sie dann stapften durch Ostenland
Da fielen vor Schreck die Fliegen von der Wand

Und als sie dann kamen nach Sudhagen hinein
Da kehrten sie erstmal bei Blienerts ein
(Gesprochen: Kann natürlich auch Ewers gewesen sein,
das wußten sie hinterher nicht mehr so genau)

Und als sie dann kamen nach Gützel (Gütersloh) hinein
Da dachten sie schon die Dalke wär der Rhein

Und als sie dann kamen durch die qualmige Stadt Essen
Da ham se ihren mitgebrachten Pickert aufgegessen

Und als sie wohl kamen an den freien deutschen Rhein
Da täten die rheinischen Mädchens sich freun

Sie meinten, dat wären die Steiermärker Schützen
Von wegen ihre roten Striemen annen Büxen

Und als sie marschierten durch da Koblenzer Tor
Das sagten sich die Leute ganz leise in das Ohr

Die Franzosen die schießen so ins Blaue hinein
Die bedenken wohl gar nicht, daß da Leute könnten sein

In unserer Festung da war es ja doch ganz schön
Da konnte man den Feind durch diese Gucklöcher sehn

Und schlich sich mal so ein Feind herein
Denn konnte man noch laut im Hilfe schrein

Und bei der Leipziger Völkerschlacht
Da hätten wir beinah ein‘ Gefangenen gemacht

Wer schleicht denn da im Busch herum?
Das ist doch wohl nicht der Napoleum?
(Gesprochen: wie schreibt man denn „nusavong,
vusaweh, un isser weg?“ Ich kann nämlich kein französisch.)

Und als sie wohl kamen in das Frankreich hinein
Da tat der Krieg schon zu Ende sein

Und als sie wieder kamen in das liebe Vaterland
Da reichten sich die Leute vor Freude gleich die Hand.

Da kippten se sich erstmal gewaltig einen rein
Und gründeten nen Kieger-Gedenkverein

Text und Musik: Verfasser unbekannt
zuerst in der 1912 von Karl Wehrhan und Friedrich Wienke herausgegebenen Sammlung „Lippische Volkslieder

u. a. in: St. Georg Liederbuch deutscher Jugend (1935, nur die erste Strophe)

CDs und Bücher mit Zu siebzig da zogen die lippischen Schützen: