Zu einem Bäcker traten
Franzosen ins Quartier.
Sie werden mit Manier
zum Mittagsmahl geladen.
Allein der Dienst geht vor;
sie müssen um sich kleiden
und zu dem ganzen Korps
hinaus zur Mustrung schreiten
Die gute Hausfrau wärmt
die Rindfleischbrüh indessen
am Bäckerherd; vermessen
und unaufhaltsam schwärmt
ein Heer von Bäckerschaben
um das Gericht herum
und liegt entseelt und stumm
am Ende drin begraben
Jetzt ziehn die Herren heim,
man trägt herein die Speisen.
Man wird zurück sie weisen!
O nein! Wie Honigseim
schmeckt Fleisch und Brüh den Kriegern;
die tote Schabenschar
wird schnell von Weltbesiegern
verzehrt mit Haut und Haar.
Die Frau besorgt mit Müh
nun eine andre Brüh
und Fleisch vom andern Schlage
zum bessern Mittagsschmaus
am zweiten Ruhetage.
Da ruft ein Franzmann aus:
Fi! C´est une autre chose!
Nicks nicks, brink wieder Sauce
mit kleine Krebse her!
Dock Krebse nock weit mehr!
Plus, plus encore von kleine
Krebs, Krebs! Ruft alles aus
im stürmischen Vereine.
Ein jedes Bäckerhaus
muß von den Ungeziefern
nun ganze Körbe liefern.
Und mit den Worten nahm
man Abschied in der Früh:
Adieu! Ick dank, Madame,
für delikate Brüh.
Solang ick leb, Gott geb’s
ick denk an kleinde Krebs
Text: Johann Heinrich Kärner (aus der Zeit der Befreiungskriege 1813-1815)
in: Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)