Zieh Schimmel zieh
Im Dreck bis an die Knie
schieb dich fein in diesen Karren
Wir wollen an den Neckar fahren
Zieh Schimmel zieh
Mein lieber Schimmel mein
Dort lad ich lauter Wein
Mein Schimmel geht die Weinstraß gern
Hat’s g wiß von seinem Herrn gelernt
Zieh Schimmel zieh
Hot Schimmel hot, fein flugs
Mein Schimmel nicht zurucks
Wir müssen durch den Strudel setzen
Mein Schimmel d mußt d Füß einnetzen
Zieh Schimmel zieh
Setz an Schimmel setz an
Spann alle Kräften d ran
Da gibt’s ein n steinigen Holzweg nauf
Mein Schimmel da gilt’s Schnauffen drauf
Zieh Schimmel zieh
Adelich ist sein Natur
Er ist kein Bauern Gurr
Er ist nit längst im Krieg g wesen
Und ist auf ihm ein Hauptmann g sessen
Zieh Schimmel zieh
Er war ein Kyrrisir
Bei Gott ein stolzes Tier
Am Haupt trug er ein Federbuschen
Nahm ein teilt aus viel guter Huschen
Zieh Schimmel zieh
Wenn es gab ein Gefecht
Zum fliehen war er recht
Und wann er sich recht wollte wehren
Da riß er aus mit seinem Herren
Zieh Schimmel zieh
Mein Schimmel ist kein Narr
Wußt wohl für wen er war
Wär er nit längst davon geflogen
So hätt man ihm den Pelz abzogen
Zieh Schimmel zieh
Trutz allen Schimmeln trutz
An ihm ist alles nutz
Ich kann ihm alle Rippen zählen
Und sehen wann ihm eins will zerschnellen
Zieh Schimmel zieh
Er hat ein gleichen Schritt
Fällt nur den vierten Tritt
Und wenn er stolz will galoppieren
So geht er auf dem Maul spazieren
Zieh Schimmel zieh
Ein recht demütig Pferd
Küßt oftermal die Erd
Er taugt gar wohl zu Rittertänzen
Und ist gut zu den Reverenzen
Zieh Schimmel zieh
Jetzt wird er allgemach
Ein kleines Rößlein schwach
Er kann kein n Offizier mehr tragen
Doch ist er recht in meinem Wagen
Zieh Schimmel zieh
Text: Verfasser unbekannt – als „Fuhrmannslied auf der Weinstrasse“ in Des Knaben Wunderhorn II (1808, mit der Angabe: „Wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert“)
Musik: Alte Volksweise
Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges