Zerdrück die Träne nicht in deinem Auge
du hast die Träne ja um mich geweint
Vergönne, daß ich diese Perle sauge
Daß sie mit meiner Lippe sich vereint.
Wie macht die Träne Dich so engelschön
Ich möchte Dich wohl ewig weinen sehn
Allein die Träne ist das Kind der Schmerzen
Sie kommt aus Deiner gramerfüllten Brust
Wie konnt ich über Deine Träne scherzen
Und wie sie sehn voll grauenhafter Lust
O, nimm mein Herzblut für die Träne hin
Und glaub daß ich Dir ewig dankbar bin
Ich weiß, sie haben oftmals Dich gescholten
Und Dir getrübt den engelreinen Sinn
Doch hat ihr finst´rer Haß nur mir gegolten
Weil ich Dir Wert, weil ich Dir teuer bin
Wär ich so schlimm, wie sie es oft gemeint
Kein Engel hätte dann um mich geweint
Gedulde Dich! Ich will die Tränen stillen
Und ruh indeß an meiner treuen Brust
Die heilgen Schwüre all werd ich erfüllen
Und aus dem Schmerz entblüht Dir neue Lust.
O, weine nicht! — An Gottes Traualtar
Flecht Dir bald die Myrte in das Haar
Text: Karl Herloßsohn (vor 1838)
Musik: nach Ferdinand Gumbert (1853) , weitere Vertonungen von: Ferdinand Stegmayer (1837) — Julius Stern (1842) – Franz Abt – W. Heiser , auch: Hugo Fretzdorff (1846) —
Das Lied „Die Träne“ (An Maria) aus „Scherben“ (Gesammelte Gedichte, erschienen 1838). Wurde laut R. A. Stemmle gerne von Moritatensängern zum Beschluß ihrer Mords- und Katastrophengeschichten gesungen, weil es zu jeder traurigen Gelegenheit passte.
in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Liederbuch Postverband (1898) — Traurig aber wahr (1931) — Der Pott (1935, 1942, Str. 1, 2 u 4.)