Zehn kleine Meckerlein, die saßen einst beim Wein;
der eine machte Goebbels nach, da waren es nur noch neun!
Neun kleine Meckerlein, die hatten was gedacht;
dem einen hat man’s angemerkt, da waren es nur noch acht!
Acht kleine Meckerlein, die hatten was geschrieben; –
dem einen hat man’s Haus durchsucht, da waren es nur noch sieben!
Sieben kleine Meckerlein, die fragten einmal „schmeckt’s?“
der eine sagte „Schlangenfraß“, da waren es nur noch sechs.
Sechs kleine Meckerlein, die schimpften auf die Pimpfe,
der eine sagte „Lausepack“, da waren es nur noch fünfe.
Fünf kleine Meckerlein, die saßen am Klavier; –
der eine spielte Mendelssohn, da waren es nur noch vier.
Vier kleine Meckerlein, die kannten Dr. Ley;
der eine wußte was von ihm, da waren es nur noch drei.
Drei kleine Meckerlein, die nannten Mythos „Dreck“; –
da holte PG Rosenberg gleich zwei von ihnen weg.
Ein kleines Meckerlein ließ dies Gedicht mal sehn;
man brachte es nach Dachau hin, da waren es wieder – zehn.
Text: Verfasser unbekannt (vor 1939)
Musik: Melodie von Zehn kleine Negerlein
von einem Flugblatt der „Roten Armee“, das während des Krieges für deutsche Soldaten über den Frontlinien abgeworfen wurde. „Wir bringen hier ein Liedchen zum Abdruck, das man in vielen von der Roten Armee erbeuteten Briefen aus Deutschland findet“.
Mit variiertem Text ist dieses Spottlied als Flugblatt bereits 1939 illegal in der Leipziger Druckerei „Offizin Haag Drugulin“ hergestellt und in Deutschland verbreitet worden.
mit Anmerkungen in Inge Lammel: Arbeitermusikkultur 1844-1945 (Leipzig, 1984)