Zart schöne Frau, gedenk und schau
wie mich dein Lieb mit steter Üb
herzlichen sehr tut kränken
Kein Ruh Hab ich, so lang
bis sich dein Äuglein fein
mit lichtem Schein
gen mir fürstlichen wenken!
Die haben mich so herziglich
mit Lieb gänzlich besessen
Herzlieb, schau an, was ich dir gan
dein kann ich nit vergessen
Dein roter Mund zu aller Stund
Mich sehr anficht; mein Herz das dicht
Täglich mit dir zu scherzen.
Fürwahr glaub mir, freundliche Zier
Daß du für all in diesem Tal
Liebest mir in dem Herzen
Herwiederwärts begehrt mein Herz
In Freud und Scherz der gleichen
Als ich vertrau, herzliebste Frau
Von dir will ich nicht weichen
Herzlieb, ich sprich : Dein Treu nit brich
Von mir mit Gwalt ; in solcher Gstalt
Hast du Gewalt zu strafen.
Schöne Frau und Wert mit Weis und Berd
Hast du das Lob mit harter Prob
An dir ist nichts zu strafen
Damit du hast ohn alle Rast
Mich hart und fast gefangen
Aus Herzen Grund zu aller Stund
Nach dir tut mich verlangen
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1681 „Zart schöne Frau gedenk und schau“)
Fliegendes Blatt 8. 4 Bl. „Drey hübscher Lieder, das Erste, Zart schöne Fraw, gedenck vnd schaw … Gedruckt zu Nürnberg durch Kunegund Hergotin“. (Um 1530). Anderes fliegendes Blatt, abgedruckt WK. 1841, S. 8. Ambraser Liederbuch 1582, S. 2. Die Melodie mit Text zuerst bei Pet. Schöffer 1513, Nr. 46. Dann in mehreren Musikbüchern, z. B. Gasscnhawerlin 1535, Nr. 6. Newsidler 1536. Fragmente in Schmeltzel’s Quodlibet 1544. Der Ton ist im 17. Jahrhundert mehreren geistlichen und politischen Liedern vorgeschrieben, z.B. bei Knaust, geistliche Umdichtung bei Triller 1555: „O Mensch nun schau“. Historische Texte bei Körner S. 29 u. 32.