Wollt ihr hören neue Mär
Von den Fürsten und von den Herrn
Und von den Edelleuten
keiner von Ihnen will begreifen
Auf das Christenblut sind sie erstarrt
Wie werdet ihr hier erfahren
Sie ließen sich keines erbarmen;
Gott wird erhören die Armen!
An einem Dienstage das geschah
Daß man manchen Herrn und Fürsten sah
Zu Schlotheim in dem Felde
Die von Mühlhausen mußten es entgelten !
Herzog Georg war ein zorniger Mann
Herr Apel von Ebeleben, der böse Tyrann,
Zum Fürsten tat er entrinnen
Er wollt viel Güter gewinnen.
Mühlhausen war ein festes Städtlein
Dennoch kommen Fürsten und Herren drein.
Der Doktor hat sie verraten
Mit seinem langen roten Barte.
Der Doktor ist ein Bösewicht
Er hat es nicht wohl ausgericht’t;
Das wird ihn sehr verdrießen —
Er muß stecken an einem Spieße.
Heinrich Baumgarten ist auch ein Mann
Der sich mit Schalkheit retten kann
Er wußte wohl zu guten Maßen
Wie es der Doktor wollte lassen.
Sebastian Künemund sagt es ihm ins Gesicht,
Dafür ward ihm sein Kopf abgebauen
Er muß der Worte büßen
Denn es tat‘ die Fürsten verdrießen.
Zu Mühlhausen war ein gelehrter Mann
Herr Heinrich Pfeifer war sein Nam
Sein Leben mußt er lassen
Bei Bolstedt auf der Straßen.
Die zu Mühlhausen haben sehr gelogen;
Dem Pfeifer ward ein weißer Schurz angezogen6);
Sie taten es ihm sehr verdenken
Sie wollten’s ihm wahrlich nicht schenken.
Wittich und Rodemann waren nahe dabei
Welche armen Leute die Fürsten gaben frei,
Die griffen sie wohl auf der Fahrt
und hieben ihnen durch den Passeport
Es gab bei ihnen keine Barmherzigkeit.
Gott gebe den Bösewichtern allen Leid
Der Teufel wird sie schänden
an ihrem letzten Ende!
Der Kriegsmeister Lammhart
Der gab den Armen insgemein den Rat,
Sie sollten alle weichen
Wohl nach dem Popperoter Teiche
Des Doktors Frau hatte einen guten Einfall
Es ward ihr sauer, eh‘ sie die Frauen ausgericht’t10);
Sie wollte mit ihnen in das Lager
Der Teufel soll ihrer pflegen!
Der uns das Liedlein gedichtet hat
Er ist des Mühlhauser Krieges satt
Ihm ist nicht wohl gelungen
Das sei denen von Mühlhausen gesungen!
Text und Musik: Verfasser unbekannt
aus dem Bauernkrieg , Mühlhausen 1525 – Übertragung nach Steinitz I, S. 17 (Ohne Melodie):
„Gleichzeitige Handschrift (loses Blatt) im S. Ernestin . Gesamtarchiv zu Weimar“: Liliencron 3, Nr.350. – Dieses Lied ist nach der Niederschlagung der großen revolutionären Bewegung Thomas Müntzers, die in Mühlhausen ihr Zentrum hatte, verfasst.