Wohlauf! es ruft der Sonnenschein
hinaus in Gottes Welt!
geht munter in die Welt hinein
und wandelt übers Feld!
Es bleibt der Strom nicht ruhig stehn
gar lustig rauscht er fort.
Hörst Du des Windes muntres Wehn?
Es braust von Ort zu Ort
Es reist der Mond wohl hin und her
die Sonne ab und auf,
guckt über’n Berg und geht ins Meer
nie matt in ihrem Lauf
Und Mensch, du sitzest stets daheim
und sehnst dich nach der Fern‘:
sei frisch und wandle durch den Hain
und sieh die Fremde gern!
Wer weiss, wo dir dein Glücke noch blüht:
so geh und such es nur!
der Abend kommt, der Morgen flieht
betrete bald die Spur!
Lass Sorgen sein und Bangigkeit
ist doch der Himmel blau!
Es wechselt Freude stets mit Leid:
dem Glück nur vertrau!
Soweit dich schliesst der Himmel ein
gerät der Liebe Frucht,
und jedes Herz wird glücklich sein
und finden, was es sucht
Text: Ludwig Tieck (1797)
Musik: Komponist unbekannt, aus dem 16. Jahrhundert.
Melodien dazu gibt es viele: a) Josef Gersbach (Wandervöglein 1822) — b) Fink: Hausschatz. Dieselbe in Härtel’s Liederlexikon — c) Erk: Germania, 69 hat eine Melodie von B. Wessely 1793 untergelegt sie gehört zum Liede „Auf auf ihr lieben Leute“ — d) Ich habe eine Melodie von Josef Haydn gewählt. Den Text, ursprünglich sieben vierzeilige Strophen, fand ich vielfach in geschriebenen Liederheften bis 1850, sogar im Elsass. (Angaben nach: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895, Nr. 517)
in Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859)– Lieder für höhere Mädchenschulen (1919)