Wo find ich dann deins Vaters Haus?
Säuberliches Mägdelein?
Geh das Gässlein aus und aus
so findest du mein Vaters Haus.
Schweig still, schweig still,
schweig still und laß dein Fragen sein
So bellet dann das Hündlein dein
säuberliches Mägdelein!
Ruf den Wächter leise ein,
so läßt der Hund das Bellen sein.
Schweig still, und laß dein Fragen sein.
So knarret dann das Türlein dein,
säuberliches Mägdelein!
Nimm den Haspen in die Hand,
so gwinnt die Tür ein leisen Gang.
Schweig still, und laß dein Fragen sein!
So schimmert dann das Feuer dein,
säuberliches Mägdlein!
Geuß ein wenig Wasser drein,
so läßt das Feur das Schimmern sein.
Schweig still, und laß dein Fragen sein!
Wo find ich dann dein Kämmerlein,
säuberliches Mägdlein?
Bei der Küchen an der Wand,
halt dich nur auf die rechte Hand.
Schweig still, und laß dein Fragen sein!
Wo leg ich hin mein Hemdelein,
säuberliches Mägdelein?
Weist du´s nit, so nimmt nichts wunder
Heb auf das Bett und kreucht darunter
Schweig still, und laß dein Fragen sein.
Wie soll ich auf den Morgen tun,
säuberliches Mägdelein?
Zieh dich an und geh davon
so sollst du auf den Morgen tun
Schweig still, und laß dein Fragen sein
Anmerkungen zu "Wo find ich denn deins Vaters Haus"
Melodie und Text bei Melch. Franck: Newes Teutsches Musikal. Fröhliches Convivium. Cobugk 1621, Nr. 3, Daher Wunderhorn II, 413 (a. A. 434) und Uhland 259; beide haben die 4. Zeile jeder Strophe übersehen, die in zweiter nicht benutzter Stimme stand. Auch in Henrici Steuccii, Schöne Lustige, Weltl. Lieder. Wittemb. 1602, Nr. 21 steht das Lied. Daraus in Gräter’s Idunna und Hermode 1816, Nr. 16, S. 51. Wir haben nach Strophe 5 eine gar zu bedenkliche unterdrückt, Uhland’s Text mit einer modernen Dur-Melodie in „Kernlieder des Soldaten“ 71.
Das Lied war schon im 16. Jahrhundert vorhanden, denn in Schmetzel’s Quodlibet 1540, Nr. 8 steht ein Fragment: Wie komb ich vor dem Hund hinein? Du auserwähltes Frewelein. —
Text auf einem fliegenden Blatt, aus dem Ende des 16. Jahrhunderts (wahrscheinlich Fr. Gutknecht) bei Mittler Nr. 913 und gleichlautend ein fliegendes Blatt 1602: Zwey Schöne Newe Lieder (das 2.) „Wo find ich denn deines Vaters Haus, säuberliches Mägdelein? Abdruck im Wunderhorn, Birlinger’s Ausg. II. S. 125.
Was man kaum glaublich finden wird, ist die geistliche Umdichtung dieses Liedes, die sich schon 1646 in Werlin’s Handschrift und später bis Ende des 18. Jahrhunderts in evangelischen Gesangbüchern, z. B. im Erfurter finden. Anfang: „Wo find ich deines Vaters Haus, allerliebstes Jesulein? Die enge Straß geh ein und aus, da findest meines Vaters Haus. Schweig still, schweig still, laß fragen sein!“
Die Melodie im Liederhort II:
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