Wo eine Glut die Herzen bindet
wo Aug dem Auge nur verkündet
was Sehnsucht in dem Herzen spricht
wo, wenn der Sturm die Form zerspaltet
die Gottheit in den Trümmern waltet
kennt man der Liebe Trennung nicht
Heran, ihr Brüder, Nord und Süden
ob euch des Herrschers Wink geschieden
laßt uns ein Volk von Brüdern sein
Schließt ja in Schönbunds weiten Auen
von allen Strömen, allen Gauen
ein Rasen unsre Brüder ein.
Wohl ist der Siegsgesang verklungen
ganz anders wird jetzt vorgesungen
ganz andre Weisen spielt man vor
doch tönt, von Wehmut fortgetragen
ein Ton noch aus den bessern Tagen
und schlägt an manch empfänglich Ohr.
Hört ihr auf Frühlings leichten Schwingen
den alten Ton herüberklingen von unsrer Brüder Schlachtgefild?
Der Einklang ist’s von tausen Tönen
der mächtig in Germaniens Söhnen
zu der Begeistrung Wogen schwillt.
So sinket in der Brüder Arme
daß Brust an Bruderbrust erwarme
daß alte Treue neu erwacht
Und schwinget hoch die Festpokale
und ruft’s beim frohen Burschenmahle
Des Volkes Einheit sei’s gebracht!
Text: Wilhelm Hauff (1824) „Beim Burschenmahl“
Musik: auf die Melodie von Hört zu, ich will die Weisheit singen
in Allgemeines Deutsches Kommersbuch