Wo bei dem Schein von Gaslaternen
mit Grüßen, Schreien, Hutgerück
entleeren sich die Mietskasernen
und hungernd Volk geht zur Fabrik –
Wo mächtig tost die Dampfmaschine
Der Eisenräder dumpfer Schall
Und himmelstrebende Kamine
Ausspein der Dämpfe giftgen Schwall —
Wo abends müd und abgerackert
Der Arbeitstross beim Flackerlicht
Nachdem für heut er ausgebaggert
Sich dann für kurze Rast verkriecht —
Wo auf der Großstadt Asphaltpflaster
Sich hinwälzt der brutale Sinn
Wo Gummirad und Lumpenlaster
Gierkeuchend sucht nach Goldgewinn —
Wo man aus christlichem Erbarmen
Die Not steckt in ein Arbeitshaus
Wo gegen Rote tönt das Carmen
Mit dem Refrain: „Soldaten raus!“ —
Wo Bürger, Pfaffe, Büttel, Richter
Im Chorus schrein: Dei gloriam!
Dort musst du sein als wahrer Dichter
Dort ist dein Platz im Weltstadtschlamm
Du singst nicht mehr von Nachtigallen
Von Frühlingslust, von Schmerz und Leid
Von eines blauen Himmels Hallen
Dem Thronsaal Gottes Herrlichkeit
Du dichtest nicht mehr veilchenduftig
Wenn dir ein Qualm zur Nase steigt
Von Menschenleibern moderluftig
Wo schrill das Miserere geigt
Dir gelten dann die Fieberrosen
Im Blick der Proletarierin
Mehr als ein minnigliches Kosen
Der sittsam-frömmsten Buhlerin
Verrauschet sind für dich die Klänge
Wobei man patriotisch schmaust
Du singst dem Volk der Zukunft Sänge
Durch die der Freiheit Herzblut braust
Die wonnefachenden Poeten
Der Kritikaster schweres Leid
Mit ihrem lyrikösen Beten
Verschlingt erbarmungslos die Zeit
Wo schwirrend ziehn die Transmissionen
Um blinkend Erz- und Stahlgeäst
Dort gellt der Kampf der Nationen
Dort feiern sie ihr Sieges fest
Text: Eduard Fuchs (1870 – 1937) ( Dichter da ist dein Platz!. — 1894 , Der modernen Dichtergeneration zugeeignet)
Musik: ? –