Wir singen nie beim leeren Glas, vielwerte Herrn und Brüder,
darum all sitzt, ohn´ Unterlass ertönen lasst die Lieder!
Denn voll Weine strahlt die feine Flasche auf dem Tische da,
und im Grunde der gesunde Durst das Wasser nie gern sah
Heissa, Genosse lieb und wert, du süsser Lustgeselle
o Wein, du Doktor hochgeehrt, erweis‘ dein‘ Kraft zur Stelle!
Wie du prahlest, wie du strahlest in dem gläsern Schreinelein!
Wie du funkelst, wie du munkelst dich in unser Herz hinein!
Nun Gläser, tönt mit hellem Klang, zu grüssen uns beim Weine!
Erhebt dazu den Festgesang in unsrer froh’n Gemeine,
weil die Erden trotz Beschwerden uns noch immer leidlich trägt,
und weil eben Durst und Reben gleicherweis‘ zu wechseln pflegt
Wohin, wohin? Kommt wieder her, viellieber Herr und Bruder,
damit wir trinken erst noch leer selband des Weins ein Fuder;
weil Ihr kommet, weil Euch frommet Zechen, seid willkommen hier,
solang eben Durst und Reben noch gedeihen, Freund heisst Ihr
andere Version:
Cabtamus numquam vacui, vielwerte Herrn und Brüder,
quapropter nunc assidui ertönen lasst die Lieder!
Nam lagena etiam plena vini est apposita:
est in fundis sitis, undis aquae non composita Eia sociorum optime, du süsser Lustgeselle
vinum doctorum maxime, erweis‘ dein‘ Kraft zur Stelle!
Quam nitescis! quam splendescis vitreo in corpore!
Quam refulges! quam permulces mentes iam in pectore!
Retinant nunc pocula, zu grüssen uns beim Weine!
Sonemus cantu iubila in unsrer froh’n Gemeine,
quod in vita, quae est ita, adhuc sumus stabiles,
quoque vitis quodque sitis semper vigent parilis!
Abis? redibis scilicet, viellieber Herr und Bruder,
potemus ut videlicet selband des Weins ein Fuder;
cumqu‘ adibis dumque bibis, gratus semper aderis;
dumque vitis, dumque sitis vigent, et amaberis.
Allgemeines Deutsches Kommersbuch