Wir sind nicht mehr am ersten Glas
drum denken wir gern an dies und das,
was rauschet und was brauset.
So denken wir an den wilden Wald
darin die Stürme sausen,
wir hören, wie das Jagdhorn schallt
die Ross´ und Hunde brausen,
und wie der Hirsch durch´s Wasser setzt
die Fluten rauschen und wallen,
und wie der Jäger ruft und hetzt
die Schüsse schmetternd fallen
Wir sind nicht mehr am ersten Glas
drum denken wir gern an dies und das,
was rauschet und was brauset.
So denken wir an das wilde Meer
und hören die Wogen brausen,
die Donner brausen drüber her
die Wirbelwinde sausen.
Ha, wie das Schifflein schwankt und dröhnt
wie Mast und Stangen splittern,
und wie der Notschuss dumpf ertönt
die Schiffer fluchen und zittern!
Wir sind nicht mehr am ersten Glas
drum denken wir gern an dies und das,
was rauschet und was brauset.
So denken wir an die wilde Schlacht
da fechten die deutschen Männer,
das Schwert erklirrt, die Lanze kracht
es schnauben die mut’gen Renner.
mit Trommelwirbel, Drommetenschall
so zieht das Heer zum Sturme;
hin stürzet zum Kanonenknall
die Mauer samt dem Turme
Wir sind nicht mehr am ersten Glas
drum denken wir gern an dies und das,
was rauschet und was brauset.
So denken wir an den jüngsten Tag
und hören Posaunen schallen,
die Gräber springen von Donnerschlag
die Sterne vom Himmel fallen;
es braust die offne Höllenkluft
mit wildem Flammenmeere,
und oben in der goldnen Luft
da jauchzen die sel’gen Chöre.
Wir sind nicht mehr am ersten Glas
drum denken wir gern an dies und das,
was rauschet und was brauset.
Und nach dem Wald, der wilden Jagd
nach Sturm und Wellenschlage
und nach der deutschen Männer Schlacht
und nach dem jüngsten Tage,
so denken wir an uns selber noch
an unser stürmisch Singen,
an unser Jubel und Lebehoch
an unsrer Becher Klingen
Wir sind nicht mehr am ersten Glas
drum denken wir gern an dies und das,
was rauschet und was brauset.
Text: Ludwig Uhland – 1812
Musik: Konradin Kreutzer – 1820
“ Allgemeines Deutsches Kommersbuch „