Wir sind die Könige der Welt
wir sind´s durch unsre Freude.
Was hilft die Kron und vieles Geld
was hilft der Stern am Kleide?
In unsern Gläsern perlt der Wein
und alles soll jetzt unser sein!
Wir sind die Könige der Welt
wir geben ihr Gesetze;
die gelten künftig mehr als Geld
kein Biedrer sie verletze!
In unsern Gläsern perlt der Wein
drum höre Welt, so soll es sein
Von Herzen gut und keinem Feind
und fern von Trug und Neide
und aller guten Menschen Freund
und aller Menschen Freude
soll künftig jeder, gross und klein
und reich und arm, auf Erden sein
Ein warmes, immer reges Herz
bei hellem Licht im Kopfe,
gesunde Glieder ohne Schmerz
gesunde Speis‘ im Topfe
und guter Mut und guter Wein
soll künftig nirgends selten sein
Die Mädchen sollen so geschwind
als möglich Gatten haben,
und süsses Glück durch Weib und Kind
soll alle Männer laben.
So deucht’s uns gut beim Glase Wein
so wollen wir’s, so soll es sein
Die Männer, welche Zeit und Kraft
dem Wohl der Brüder weihen,
die sollen sich beim Rebensaft
recht oft, wie wir jetzt, freuen.
So wollen wir’s, so soll es sein
so fügen wir’s beim Glase Wein
Der Reiche soll mit milder Hand
dem Schwachen Armen geben!
Wir Menschen sind uns nah verwandt:
ein jeder Mensch soll leben!
Ergreift das Glas und trinkt den Wein
ein jeder Mensch soll glücklich sein!
Text: Gotthelf Wilhelm Christoph Starke (1796)
Steht zuerst in Beckers Taschenbuch zum Geselligen Vergnügen für 1796 mit einer Melodie von H. Kapellmeister Seydelmann und gleich darauf wiederholt in Starkes Vermischten Schriften. Erste Sammlung, Berlin, 1796
Musik: H. Kapellmeister Seydelmann (1796) , im Kommersbuch aber von Karl Friedrich Ebers (um 1820)
u.a. in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)