Wir sind des Geyers schwarze Haufen (Sotke)

Wir sind des Geyers schwarze Haufen (Sotke)

Wir sind des Geyers schwarze Haufen
Heia oho!
Und wollen mit Tyrannen raufen
Heia oho!
Spieß voran, drauf und dran
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn

Wir wolln´s dem Herrn im Himmel klagen
Kyrieleis!
dass wir den Pfaffen könnten totschlagen
Kyrieleis!
Spieß voran, drauf und dran
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn

Als Adam grub und Eva spann
Kyrieleis!
Wo war denn da der Edelmann?
Kyrieleis!
Spieß voran, drauf und dran
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn

Jetzt geht´s auf Schloß, Abtei und Stift
Heia oho!
uns gilt nichts als die Heilge Schrift
Heia oho!
Spieß voran, drauf und dran
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn

Uns führt der Florian Geyer an,
trotz Acht und Bann
Den Bundschuh führt er in der Fahn´,
hat Helm und Harnisch an
Spieß voran, drauf und dran
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn

Bei Weinsberg setzt´ es Brand und Stank
Heia oho!
Gar mancher über die Klinge sprang
Heia oho!
Spieß voran, drauf und dran
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn

Des Edelmannes Töchterlein
Heia oho!
Wir schicktens in die Höll hinein
Heia oho!
Spieß voran, drauf und dran
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn

Geschlagen ziehen wir nach Haus
Heia oho!
Unsre Enkel fechten’s besser aus
Heia oho!
Spieß voran, drauf und dran
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn

Text und Musik: Verfasser unbekannt
so in „Unsere Lieder“ (1930, Fritz Sotke, S. 83)

Zur Geschichte dieses Liedes:

Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :

Das Lied von „des Geyers“ schwarze(n) Haufen entstand vermutlich nach dem Ersten Weltkrieg unter Jugendlichen wobei nicht geklärt ist, ob der Text im bürgerlichen Wandervogel e.V. oder in der Arbeiterbewegung entstand. Die Behauptung im Wikipedia-Artikel, dass die Melodie von dem Hitler-Anhänger und Antisemiten Fritz Sotke stammt, ist falsch. Weder in der in diesen Dingen sehr genauen GEMA-Datenbank, noch in ... weiter lesen...

Liederthema:
Liederzeit vor 1923 - Zeitraum:
Stichwort: Adam und EvaBauernkriegeBundschuhKlosterNine Eleven • Geschichte dieses Liedes:


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Anmerkungen:

Bemerkenswerterweise bringt Sotke das Lied unter „Landsknechtlieder“, es ist aber ja das genaue Gegenteil, nämlich ein Lied der Bauern, die gegen die Söldner des Adels und der Kirche, also die Landsknechte, kämpften. Auffällig ist die Wortwahl „Schwarze Haufen“, also Mehrzahl, obwohl der historische Florian Geyer einen (!) schwarzen Haufen anführte. Was es zu der Zeit aber in der Mehrzahl gab, waren die den Landsknechten ähnliche Freikorps, die als „Schwarze Reichswehr“ die Weimarer Republik bekämpften und besonders in Berlin und dem Ruhrgebiet furchtbare Greueltaten mit tausenden von Toten begingen.

Unter Bruch des Versailler Friedensvertrags von 1919 wurden die „Schwarze Reichswehr“ von der offiziellen deutschen Reichswehr gefördert und zum Teil selbst unterhalten. War der spätere Nationalsozialist und Hitler-Anhänger Sotke bei diesen Freikorps? Fritz Sotke, der 1939 Leiter des Schulfunks im Kulturamt der Reichsjugendführung wurde, trat 1944 der SS bei und wurde dort Standartenführer.  Laut GEMA-Datenbank ist er lediglich ein Bearbeiter der Melodie, nicht aber der Komponist!


Textvarianten:

Diese beiden Strophen mit Gewaltphantasien haben keinen Bezug zur Textvorlage vom armen Konrad und tauchen auch in den Strophen in der Arbeiterbewegung nicht auf:

Bei Weinsberg setzt´ es Brand und Stank
Gar mancher über die Klinge sprang

Des Edelmannes Töchterlein
Wir schicktens in die Höll hinein

Bemerkenswerterweise fehlt diese wichtige Strophe, ein Hinweis auf die Entstehung obiger Version in den monarchistischen Freikorps?

Wir woll nit länger sein der Knecht
leibeigen, frönig, ohne Recht


Ähnliche Lieder:

In diesen Büchern:

in: Fritz Sotkes Unsere Lieder (1921) — Volker (1925) —  Die weiße Trommel (1934) — Liederbuch der Fallschirmjäger (1983, ohne 2,4,5) –