Wir kulen nicht mehr im Moore

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Wir kulen nicht mehr im Moore
die Zeiten sind längst schon vorbei
wir schieben wieder die Loren
und immer noch sind wir nicht frei
Denn wir tragen noch immer gestreiftes Gewand
und müssen auf gelbem märkischem Sand
ein Klinkerwerk erbauen

Die Hämmer der Stemmer erdröhnen
die Raupachmaschine sie kracht
und dennoch ist in uns ein Sehnen
dann liegen wir wach in der Nacht
Denn wir tragen noch immer gestreiftes Gewand
und müssen auf gelbem märkischem Sand
ein Klinkerwerk erbauen

Und seid ihr auch Schlosser und Schmiede
ruft dennoch euch mehrmals Appell
und seid ihr auch matt oder müde
hier geht´s nur Caracho und schnell
Doch wir kennen ein Ding das die Sorgen verbannt
dies Wort wird kurz „Kameradschaft“ genannt
das soll ein Wegweiser sein

Nicht Muselmann, Prominenter
hier stehe keiner allein
dann lacht uns die Sonne durchs Fenster
zum Glasdach der Halle hinein
Dann lacht unser Auge, dann lacht unser Herz
wir vergessen das Leid, wir vergessen den Schmerz
drum woll´n Kameraden wir sein

Text: Verfasser unbekannt – Musik: auf die Melodie von Wir wollen zu Land ausfahren
Der Text enstand anlässlich der Errichtung des Klinkerwerkes durch Häftlinge aus Sachsenhausen im Jahre 1941 – in Lieder aus den faschistischen Konzentrationslagern (1962) steht „Die Verse wurden vermutlich von einem jüdischen Genossen geschrieben!“

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