Der Summer hat sich gescheiden
Der Winter ist im Land
Thier, Vogel auf der Heiden
Den ist es worden and
Es dämmt ihn‘ ihr Gesang
ein Anefang
Tut Überdrang
Der Vogelsang
Das schaffet alls der Winter lang.
Der Winter kommt mit Grimme
Mit Eis und auch mit Schnee
Er nimmt der Vogel Stimme
Die hört man lang nit meh
Die Vögel jung und alt
Der Winter kalt
Mit seinem Gewalt
Er führt die Vögel von dem Wald
Deß müssent sie sich schmiegen
Vor seinem scharfen Wind
Und in die Hallen fliegen
Rech, Hirs und auch die Hind
Und ander Thierlach viel:
Das Federspiel
Ist worden still
Bis uf ein Ziel,
Dann es sich wieder reget.
Die Vögel hant gesungen
Fröhlich den Sommer lang
Der Winter hat bezwungen
Der Vögel süß Gesang
Er nimmt ihn‘ ihre Speis
Sin kalt Imbiß
Der Schnee und Eis
Der Winter greis
Der bürgt dem Sommer seine Reis
Der Winter machet falb
Die Blumen auf der Heid
Allem Laub überalle
Dem hat er widersait
Es sei noch anderweit
Zur Winterzeit
Bahn wird verschneit
Der Schnee drauf leit.
Der Winter Summern nit vermeit
Was uns der Summer bringet
Das ist dem Winter recht
Daß er den Summer zwinget
Er ist des Winters Knecht;
Was ist im Summer geil
Das wird ein Teil
Im Winter feil.
Gott geb ihm Heil
Er zieht nach Mittentag am Seil.
Die Sonn zieht er geschwind
Am Kantengießer-Rad
Es laft umb als der Wind
Darnach schöpft er im Bad
Der Brunn staht im Badhaus
Er schöpft es aus
Er heißt Hans Kraus
Den Wein er baust
Er lebt auch geren in dem Sauß
Text: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 398 „Winters Gewalt“)
Handschrift aus St. Georgen zu Karlsruhe Nr. 74, Bl. 43 (15. Jahrh.)
Mitgeteilt in Mone, Anzeiger V. 333