Der Winter ist ein scharfer Gast
das merk ich an dem Hage
Mein Lieb gab mir ein Kränzelein
von Perlen fein
das sollt ich luftlichen tragen
all mein Tage
Zu Paschen geht die Fasten aus
So längen uns die Tage
Mein Lieb gab mir ein Umbefang
Zwei Ärmlein blank
Darinne soll ich mich rüsten
Wanns mich lüste
Hiernach kumbt uns die Sommerzeit
Der Mai der bringt uns Blumen
Er bringt uns Blümlein mancherlei
Kalt ist der Mai
Ich hör die Frau Nachtigall singen
Und springen
Was acht ich auf aller Waldvöglein Sang
Auf aller Klaffer Zungen?
Läg ich in meins Liebs Ärmlein blank
Ich wüßts ihr Dank
Ich wollt es mich nimmer rühmen
Alst so käme.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 396a)
„Ganz verstümmelt und modernisiert im Wunderhorn I, 41: Gastlichkeit des Winters.“
In Ober- und Mitteldeutschland scheint dasselbe Lied mit dem Anfange: „Der Fastelabend tritt heran“ gesungen worden zu sein, welcher Text verloren ist. Die Melodie ist erhalten bei Prätorius, Klug. Lion. VIII, 239, mit der geistlichen Parodie: Der jüngste Tag tritt nun heran, es kürzen sich die Tage; die Bäume große Knospen han, werden bald ausschlan, wie kann ein Christ nun zagen?“