Will mich einmal ein guter Freund besuchen
so soll er mir willkommen sein
ich setz ihm vor den allerbesten Kuchen
dazu ein Glas Champagnerwein
Dann setzen wir uns hin, wohl auf das Kanapee
wohl auf das schöne weiche Kanapee
Auf meinem Kanapee, da will ich sterben
da will ich auch begraben sein
Das Kanapee bekommen meine Erben
doch muss ich erst gestorben sein
Die Seele schwinget sich wohl in die Höh, juche
der Balg allein bleibt auf dem Kanapee
Und wenn ich dann von Erden bin geschlichen
zum besseren Jenseits geh ich ein
ich lebe dorten glücklich und zufrieden
und trinke echten Nektarwein
Nur eines fehlte mir, das macht mir bitteres Weh
es ist mein gutes altes Kanapee
Schön auf dem Kanapee ich ruhte
o wie süß war mein schöner Traum
ach wie war mir doch so selig zu Mute
dort oben in dem Himmelsraum
Doch was ich sucht, das fand ich leider nicht, o weh
dort oben war kein altes Kanapee
Es war mir so als hätt ich Engelsschwingen
und flög umher im Paradies
mir war als hört ich flotte Lieder singen
und küßte manches Liebchen süß
Ach mir war so wohl und traut in ihrer Näh
doch nirgends stand so´n altes Kanapee
Und Petrus frug, wie ich mich amüsiere
ich machte auch daraus keinen Hehl
er sah mich groß an bei der Himmelstüre
und machte dann einen Blick ganz scheel
Als ich ihn frug, ob denn hier oben in der Höh
nicht wo rumsteht solch altes Kanapee
Er sprach voll Grimm: Dich kann ich hier nicht dulden
du bist ein lockerer Gesell
Marsch, fort von hier, bezahl erst deine Schulden
hast du gehört, nun drück dich schnell
Du bist ein flotter Zecher, fort aus meiner Näh´
hier oben ist für dich kein Kanapee
Er faßte wütend mich bei beiden Ohren
und brach die Schwingen mir entzwei
Ich fiel sehr schnell und hatt´ die Lust verloren
und stieß dann aus ein´ gellen Schrei
Wie ich zu mir kam, lag ich herrjemine
lang ausgestreckt auf meinem Kanapee
Das freut mich sehr, ich bleib nun ruhig liegen
und steck mein Pfeifchen mir nun an
so find ich Wonne und Vergnügen
und wenn der Qualm zum Himmel steigt hinan
Erfahre Petrus, daß so wohl mir ist, juchhe
auf meinem guten alten Kanapee
Text und Musik: Verfasser unbekannt – ähnlich schon im 18. Jahrhundert belegt
u.a. in: Großes Volks-Liederbuch (ca. 1900) — Die Liedersammlung des Christian Nützel (Band I – nur 4. Strophen dort unter A 162960 , mit der Quellenangabe: “ Helmbrechts und Guttenberg – Hausweber Hans Rausch , Helmbrechts – 4.5.1923 und Gutspächter Georg Kraß , Streichenreuth – 12.4.193?) -“
Bei Nützel heißt es in der mündlichen Überlieferung:
„Mir träumte einst, als hätt ich Engelsschwingen
ich schlug die Schwingen mir entzwei
Mir war, als hört ich schöne Engel singen
auf einmal tat ich einen hellen Schrei
Und als ich zu mir kam, lag ich – oweh herrjeh
lang hingestreckt auf meinem Kanapee“
vergleiche auch die Fassung aus Berlin