Wilhelmus von Nassauen (Geusenlied)

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Wilhelmus von Nassauen (Geusenlied)

Wilhelm von Nassauen
bin ich aus deutschem Blut
mein Vaterland fühlt sich
sicher in meiner Hut
Bin Sprössling von Oranien
des Stammes auch wert
den König von Hispanien
hab ich allzeit geehrt

Mein Schild und meine Zuversicht
ist Gott allein
ihm trau ich, er verlässt mich nicht
in Not und Pein
Mein Volk und Land behüte ich
treu ist mein Schutz
Tyrannen aber biete ich
unverzagt Trutz

Glaubt nicht ihr armen Schafe mein
daß Euer Hirte schläft
er wird, wenn´s Not tut, munter sein
in voller Kraft
Den Feind zu überlisten
versuchen will´s ich
vertraut als gute Christen
auf Gott und auf mich

Text: Philips van Marnix (um 1569)
Musik: Weise von Chartres ( Auf auf zum fröhlichen Jagen)
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 298)

CDs und Bücher mit Wilhelmus von Nassauen (Geusenlied):

Anmerkungen zu "Wilhelmus von Nassauen (Geusenlied)"

Deutsche Übersetzungen: Walter Hensel (und weniger populär Karl Budde) – Wilhelmus van Nassouwe (Wilhelm von Nassau) ist die Nationalhymne der Niederlande. Oft wird der Name mit Het Wilhelmus abgekürzt. Sie ist neben der japanischen wohl die älteste Nationalhymne der Welt.  Das Lied wurde 1932  zur Nationalhymne erhoben. (alle 15 Strophen)

Das berühmte niederländische patriotische Lied auf Wilhelm von Nassau wurde gedichtet von Philips van Marniz, Heer van Adelgunde (Adelgonde), einem Reformierten, geb. 1538 zu Brüssel, gestorben am 15. Dez. 1598. Als Bürgermeister von Antwerpen von 1574—84 leitete er die Verteidigung der Stadt gegen den Herzog von Parman. —

Aus dem Inhalte des Liedes ist zu schließen, dass bald nach dem im Okt. 1568 gemachten, aber mißlungenen Versuche des Prinzen von Oranien zur Befreiung gedichtet wurde, und da auf keine weiteren Schritte hingedeutet, so darf man die Abfassung des Liedes in’s Jahr 1569 setzen und annehmen, dass es zu dieser Zeit im Lande zur Stärkung und Ermunterung der Partei verbreitet worden ist. —

Zuerst gedruckt steht der niederlämdische Text in „Een nieu Geusen-Lieden-Boecxken“ 1588, Bl. 16. Die Anfangsbuchstaben der 15 Strophen ergeben den Namen Wildelmus van Nassou. — Als Ton ist angegeben: Na de wijse van Chartres — Darüber ist bemerkt: Corts na dat Graef Ludewijck van Groeningen opgebroken ende van Groeningen verdreven was, is de Prince van Orangien na de Maße ghetogen. Ende volcht een Christelick ghemaeckt‘ ter eeren desselben Doorluchtigsten Prince … (folgt Textabdruck).

In Deutschland gab schon 1579 J. Fischart eine Übersetzung heraus (zweite Ausgabe 1580). Eine andere, aber herzlich schlechte, steht im Ambraser Liederbuch 1582, S. 167. Daher Soltau, hist. VL, 430. Somit hatten wir in Deutschland das Lied früher gedruckt, als in den Niederlanden, wo wegen strenger Zensur ein Druck lange Zeit unmöglich war. —

Auch die Melodie hatten wir frühzeitig: in M. Franck’s Reuterliedlein 1603 Nr. 23 steht sie, aber durch Schnörkel entstellt (s. Altd. Ldb, 410). Besser ist die Fassung 1607 auf einem Einzeldruck mit Parodie auf das Haus Braunschweig. — Dass das Geusenlied auch bald Nachahmung fand in dem „Wilhelm bin ich der Telle“ ist schon oben erwähnt.

Die Melodie, die noch heute gesungen wird (s. Willems Nr. 33) ist älteren Ursprungs: ist die Weise eines franz. Jagdliedes von Charles (nach anderen Drucken: Chartrcs) bemerkt Willems. Man darf ihm beistimmen, weil man sieht, dass die Musik wesentlich unserm deutschen Jagdliede v. 1624: „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“ gleicht, das ebenfalls auf eine franz. Jägermelodie zurückgeführt wird und dessen Weise schon in Tonangaben von 1607 als die „neue Jagd“ erwähnt wird.

Über das Wilhelmuslied haben eingehend geschrieben : G. I. Gales, Schotel, van Someren, Scheltema (Vaderlandsche Letterafenlngen 1814), Willems (Belg. Museum I, 372). Weimar. Jahrb. 4, 162.

Das Geusenlied muß auch noch eine zweite Melodie gehabt haben, die man unter den Mailiedern mit dem Anfange: „Het veels en Hemels douwe“ findet. Zunächst steht sie im niederländischen Gesangbuche „Het Paradys Der Geestlijcke en Keckelijche LOfsangen“ Antw. 1621 (1638) zum Texte: „O eeuwige Godt allmachtigh“ In der dazugehörenden „Tafel der Liedekens gaende op wereldtsche woysen“ wird sie mit Wilhelmus van Nassouwen“ bezeichnet. — Später steht dieselbe Weise im Kölner Psalter 1638 und Rheinfelser GB. 1666 zum katholischen Marienlied „Es fiel ein Himmelstaue“. Zu diesem Texte wird sie noch heute im Münsterschen gesungen. (Vergl. Bäumker, kathol. Singweisen. I. Bd. Nr, 100.)

Ältere Lesart der Melodie von 1626:

Zweite Melodie zu Wilhelmus von Nassauen (Geusenlied)
Ältere Lesart der Melodie von 1626

Deutsche Lesart (um 1890):

Dritte Melodie zu Wilhelmus von Nassauen (Geusenlied)
Deutsche Lesart (um 1890)

"Wilhelmus von Nassauen (Geusenlied)" in diesen Liederbüchern

u.a. in: Nederlandtsche Gedenck-Clanck (1626) — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900, unten stehende Übersetzung) — Deutsches Lautenlied (1914, mit obiger Übersetzung) — St. Georg Liederbuch deutscher Jugend (1935, oben)