Wie sind doch in Breslau die Jungfern so rar !
Sie schmieren die Schuhe und Pudern das Haar
Und wenn nur das Töchterchen kommt zur Welt
So wendet der Vater an solche das Geld
Da muß sie nun lernen alamodischen Tanz
Und ist auch zuweilen das Hemde nicht ganz
Ja , wenn man nicht wüßte den Brauch in der Welt
So meint man, der Geier ! das Mädel hat Geld
Ja , ja, sie stolzieret bei Tag und bei Nacht
Und hat doch niemalen kein Brot auf die Nacht
Der Vater geht nackend, die Mutter geht bloß
Doch kommet die Tochter und machet sich groß
Mit Tanzen, mit Springen und Kleidern geschmückt
Darunter sind Lumpen und Loden geflickt
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Aus Wettschütz im Glogauer Kreise
Schlesische Volkslieder (1842)
Liederthema: Frauenlieder, Satiren
Liederzeit vor 1840 - Zeitraum: 19. Jahrhundert: Volkslieder
Stichwort: Orte: Breslau