Wie ist es doch im Mühlengrunde (Lied eines Unmodernen)

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Wie ist es doch im Mühlengrunde
so einsam heute und so still
Ob denn in schöner Morgenstunde
kein Mensch mehr richtig wandern will
Wo seid ihr, die ihr früher walltet
den schmalen, waldumsäunten Pfad
Ach ja, das Wandern ist veraltet
man geht nicht mehr, man fährt jetzt Rad

Die Zeiten haben sich geändert
der Pfad ist längst nicht mehr beliebt
Landstraßen, pappelbaumgerändert
sind´s, denen man den Vorzug gibt
Dort pflegt in pumpiger Behosung
so jung wie alt den Radfahrsport
„nur möglichst weit“ist ihre Losung
„nur möglichst grad und eben fort!“

Und kreuze ich auf meinem Pfade
die breite Straße dann und wann
so schauen mich von ihrem Rade
die Damen voller Mitleid an
weil ich von aller Fortbewegung
gewählt die kümmerlichste Art
O seid bedankt für diese Regung
die euere Güte offenbahrt

Ich liebe nun einmal zu pflücken
die Blume, die am Hang sich wiegt
und nach dem Steine mich zu bücken
der glitzernd an der Heide liegt
In rechter Nähe zu besehen
den Schmetterling auf schwankem Ast
nach Wasserkäfern auszuspähen
in dunkel schillerndem Morast

Das könnt ihr nicht, ob ihr auch eilet
hin durch das Land, dem Winde gleich
Was die Natur ringsum verteilet
an kleinen Reizen, überreich
bleibt unbemerkt und unbewundert
dem, den das Rad vorüberträgt
ob er auch Kilometer hundert
und mehr am Tag zurückgelegt

Drum mögen andre schwitzend treiben
das Tretrad stolz bergab bergan
ich will in alle Zukunft bleiben
ein unverdross´ner Wandersmann
Und allen denen, die da reisen wie ich
per Pedes, gilt mein Gruß
Wem Gott will rechte Gunst erweisen
den schickt er in die Welt – zu Fuß!

Text: Ph. St. , Köln am Rhein
Musik: nach “ Sind wir vereint zur guten Stunde
in “ Der freie Turner “ – 1913

Liederthema:
Liederzeit: vor 1910 : Zeitraum:
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