Wie ist doch der Kunde frei

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Wie ist doch der Kunde frei
Auf der Walze Leben,
Tat es immer nur genug
Trocknen Oskar geben.
Denn die Kaffern stecken schlecht;
Hetzapostel schrieben:
Bummler, Strolch — der Kunde muß
Kohlendampf jetzt schieben.

Unnütz, schreit Ihr, wären wir?
Reizt nicht eure Leber!
Sind wir nicht – bedenkt es wohl!
Vieler Arbeitgeber
Denn wir nähren allesamt-
der Kultur zu dienen –
Schucker Dackel, Pennebos
Und sogar die Bienen!

Der Salonpoeten Zunft
Lebt von unserm Leben
Die uns, wenn wir dalfend nahn,
keinen Poscher geben
Wo wär Dank auf dieser Welt
Irgend noch zu finden?
Zeitgemäß wär’s, den Verein
Gegen Undank gründen!

Wenn von Gicht gepeinigt wälzt
Sich derBauch,der satte-
Pennen wir im Rauscher fest
Oder reißen Platte
Können wir vom Schlummerkies
Einen Sänftling blechen
Bleibt vielleicht ein Bleier auch
Noch zum Soruf schwächen.

Ist der letzte Kies verschmort
Und es droht die Ebbe –
Ei! – Dann pumpt der Pennebos
Eben auf die Fleppe!
Lacht die Sonne über uns,
Wer kann Bess’res haben?
Geht’s zu Ende, sterben wir
Frei im Straßengraben.

Für’s Begräbnis sorgt ja wohl
Irgend ein Geselle –
Hat’s im Himmel keinen Platz
Tippeln wir zur Hölle
Denn der Kunde kennt sich aus
Und wird es beweisen;
daß er kann an’s letzte Ziel
ohne Gallach reisen.

Text: Emil Nicolai , um 1900
nach “ Lieder aus dem Rinnstein

Liederthema:
Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
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