Wie bin ich ach so tief gesunken!

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Wie bin ich, ach, so tief gesunken!
In allen Schenken kehr´ ich ein,
von Liebe, Lied und Jugend trunken
Drei Jahre schon geriet der Wein!
Und auch im vierten blühen Reben
Ihr lieben Freunde, stimmt mit ein:
Was braucht man mehr, um froh zu sein
als Jugend, Liebe, Lied und Wein!

Wie sich die armen Toren plagen
für sich erst, dann fürs Vaterland,
geduldig alle Lasten tragen
um Amt und Würden, Stern und Band!
Wie leicht wär’s, ihnen nachzustreben
blieb‘ nur danach die Seele rein.
Was braucht man mehr, um froh zu sein
als Jugend, Liebe, Lied und Wein!

Und doch, die Freiheit zu verscherzen
trieb’s mich nach seinem Throne hin.
Wie ruh‘ ich fromm an deinem Herzen
du goldgelockte Königin!
Die schönsten Augen sollen leben
und meiner Nächte Sterne sein.
Ach, was sie fordern, was sie geben
ist süsser noch als Lied und Wein!

Und die auf ihren Schätzen brüten
wie lach‘ ich die Philister aus:
mein volles Herz ist nicht zu hüten
und jedem offen steht mein Haus.
Drin kann ein Bettler Feste geben
Ihr lieben Freunde, schenket ein:
Was braucht man mehr, um froh zu sein
als in den Schenken edeln Wein!

Doch kümmert eins mich: Lieb‘ und Lieder
was wären beide ohne Wein?
Und sprecht, was wär‘ dies alles wieder
blieb‘ unser nicht der freie Rhein?
Ob ihn die Feinde rings umgeben
auf, zieht die Schwerter, schlaget drein:
denn ohne Wein kann ich schon leben
doch Deutschland niemals ohne Rhein!

Text: Friedrich Hornseck – 1864 (1822—1882)
Musik: nach “
Ihr Brüder wenn ich nicht mehr trinke “ , in Serigs Auswahl dtsch. Lieder, 1827

u.a. in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907) — Sport-Liederbuch (1921) —

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