Werft eure Herzen über alle Grenzen
und wo ein Blick euch grüßt, da werft die Anker aus
Zählt auf der Wand’rung nicht nicht nach Monden, Wintern, Lenzen
starb eine Welt, sollt ihr sie nicht bekränzen
Schärft das euch ein und sagt, wir sind zu Haus ·
baut euch ein Nest · Vergeßt, vergeßt
was man euch aberkannt · und euch gestohlen ·
kommt ihr von Isar, Spree und Waterkant ·
was gibt’s da heut’ zu holen?
Die ganze Heimat und das bißchen Vaterland
die trägt der Emigrant, die trägt der Emigrant
von Mensch zu Mensch · von Ort zu Ort
an seinen Sohlen, an seinen Sohlen
in seinem Sacktuch mit sich fort.
Tarnt euch mit Scheuklappen, tarnt euch mit Mönchskapuzen
ach, ihr werdet euch doch die Schädel drunter beul’n
Ihr seid gewarnt, das Schicksal läßt sich da nicht uzen
wir woll’n uns lieber mit Hyänen duzen
als drüben mit den Volksgenossen heul’n
wo ihr auch seid · Das gleiche Leid
auf ’ner Wild-West-Farm · und ’nem Nest in Polen
die Stadt, der Strand, von denen ihr verbannt
Was gibt’s da heut’ zu holen?
Die ganze Heimat und das bißchen Vaterland
die trägt der Emigrant, die trägt der Emigrant
von Mensch zu Mensch · von Ort zu Ort
an seinen Sohlen, an seinen Sohlen
in seinem Sacktuch mit sich fort.
Werft eure Hoffnung über neue Grenzen ·
reißt euch die alte aus wie einen hohlen Zahn
Es ist nicht alles Gold, wo Uniformen glänzen
soll’n sie verleumden oder sich vor Wut besprenzen
sie spucken Haß in einen Ozean
Laßt sie allein · beim Rachespei’n
bis sie erbrechen · was sie euch gestohlen
das Haus, den Acker, Berg und Waterkant
der Teufel mag sie holen!
Die ganze Heimat und das bißchen Vaterland
die trägt der Emigrant, die trägt der Emigrant
von Mensch zu Mensch, landauf, landab
und wenn sein Lebensvisum abläuft, mit ins Grab.
Text: Walter Mehring
Musik: Franz Josef Degenhardt
CD: Die Schiffe nach Amerika , Grenzgänger –