Wer soll Braut sein?
Die Eule soll Braut sein:
Die Eule sprach:
Hinwieder zu ihnen den beiden:
Ich bin eine sehr grässliche Frau;
Kann die Braut nicht sein,
Ich kann die Braut nicht sein
Wer soll Bräutgam sein?
Der Zaunkönig soll Bräutgam sein.
Der Zaunkönig sprach:
Zu ihnen hinwieder, den beiden:
Ich bin ein sehr kleiner Kerl;
Kann nicht Bräutgam sein:
Ich kann nicht Bräutgam sein!
Wer soll der Brautführer sein?
Die Krähe soll Brautführer sein.
Die Krähe sprach:
Hinwieder zu ihnen den beiden:
Ich bin ein sehr schwarzer Kerl;
Kann nicht Brautführer sein:
Ich kann nicht Brautführer sein!
Wer soll der Koch sein:i
Der Wolf soll der Koch sein
Der Wolf sprach:
Hinwieder zu ihnen den beiden
Ich bin ein sehr tückscher Kerl
Kann der Koch nicht seini
Ich kann der Koch nicht sen!
Wer soll Einschenker sein
Der Hase soll Einschenker seib
Der Hase sprach
Hinwieder zu ihnen den beiden
ich bin ein sehr schneller Kerl
Kann nicht der Schenker sein
Ich kann nicht Schenker sein
Wer soll Spielmann sein?
Der Storch soll Spielmann sein
Der Storch sprach
Hinwieder zu ihnen den beiden
Ich habe einen sehr großen Schnabel
Kann nicht Spielmann sein
Ich kann nicht Spielmann sein
Wer soll der Tisch sein?
Der Fuchs soll der Tisch sein
Der Fuchs sprach
Hinwieder zu ihnen den beiden
Schlagt von einander meinen Schwanz
So wird er euer Tisch sein
So wird er euer Tisch sein
Text und Musik: Verfasser unbekannt – womöglich ein Vorläufer der „Vogelhochzeit“
Hochdeutsche Übersetzung von „Katü mês Ninak bayt?”, das Pastor Christian Hennig von Jessen (1649–1719) im Lüneburger Land in Text und Melodie aufgezeichnete und in den Anhang seines 1705 im Manuskript fertiggestellten Wendischen Wörterbuchs aufnahm. Johann Georg von Eckhart druckte den Text (ohne Melodie) 1711 in seiner Historia studii etymologici linguae germanicae in der Originalfassung sowie Hennigs hochdeutscher Übersetzung ab.
Es ist das einzige in drawehnopolabischer Sprache aus dem Hannoverschen Wendland erhalten gebliebene Lied.
Hennig notierte, es sei „Ein Lied, welches die Wenden singen, wenn sie in Gesellschaft bisweilen lustig sind”.
Johann Gottfried Herder gibt den Text des Liedes in seiner 1778 erschienenen, später unter dem Titel“ Stimmen der Völker in Liedern“ verbreiteten Volksliedsammlung als „Die lustige Hochzeit“ „wendisches Spottlied“ in einer überarbeiteten Übersetzung wieder. Johann Wolfgang von Goethe übernahm diesen Text wörtlich in sein 1789 verfasstes und von Corona Schröter vertontes Singspiel Die Fischerin. (Angaben nach Wikipedia)