Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Zu Esel der Dahlmann mit seinem Kind!
Er hat den Kaiser wohl in dem Arm
Er glaubt ihn sicher, er hält ihn warm.
„Mein Kaiser, was birgst du so bang dein Gesicht?“
„Siehst Dahlmann du dort die Linke nicht
Gestalten so gräulich mit rotem Schweif?“
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif“
„Du liebes Kind, komm geh‘ mit mir
Gar schöne Spiele spiel‘ ich mit dir
Ein gold’nes Krönlein liegt an dem Strand
Daneben ein hänfen Krawattenband.“
„Ach Dahlmann, mein Vater, und hörst du nicht
Was leise flüsternd die Linke verspricht?“
„Sei ruhig, bleibe ruhig mein Kind
Aus Ungarn säuselt ein scharfer Wind.“
„Willst feiner Knabe du mit mir gehen?
Demokraten sollen dich warten schön
Es führen Gestalten den nächtlichen Reig’n
Und singen und reden und schläfern die ein.“
„Ach Dahlmann, mein Vater, und siehst du nicht dort
Blutrote Gestalten am nächtlichen Ort?“
„Mein Sohn, mein Kaiser, ich seh‘ es genau
’s sind Bassermänner, vom Heulen so grau.“
„Wir lieben dich, uns reizt deine schöne Gestalt
Und stirbst du nicht willig, so braucht man Gewalt!“
„Ach Dahlmann, mein Vater, jetzt packt man mich an
Die Linke hat mir ein Leides getan.“
Dem Dahlmann grauset’s – er reitet geschwind
Er hält in den Armen das ächzende Kind;
Erreicht Berlin mit Müh‘ und Not
In seinen Armen der Kaiser – war tot!
Text: Verfasser unbekannt – 1848
Musik: nach dem Erlkönig : Wer reitet so spärt durch Nacht und Wind