Wer niemals einen Rausch gehabt
der ist kein braver Mann
wer seinen Durst mit Achteln labt
fang lieber gar nicht an.
Da dreht sich alles um und um
in unserm Capitolium
Doch zu viel trinken ist nicht gut
drei Quart sind eben recht
da steht auf einem Ohr der Hut
ist nur der Wein auch echt
Trinkt unsereiner zuviel Wein
so findt er nicht ins Haus hinein
Ich trank heut nicht im Überfluß
ich steh noch immer grad´
wenn man nach Hause taumeln muß
ist´s um den Wein nur schad´
Das ist ein Weinchen wie ein Rack
hübsch grad, hübsch grad und nicht zickzack
Wenn rein wie Gold das rebenblut
ins unsern Gläsern blinkt
sich jeder Zecher wohlgemut
ein kleines Räuschen trinkt
Dann scheint die Welt in ihrer Pracht
für munt´re Trinker nur gemacht
Ein jeder Trinker lebe hoch
der bei dem vollen Glas
schon oft der Arbeit hartes Joch
des Lebens Müh vergaß
Wer dich verschmäht du edler Wein
der ist nicht wert, ein Mensch zu sein
Drum trink ich, weil ich trinken kann
und mir das Weinchen schmeckt
so lange, bis der Sensenmann
ins kühle Grab mich streckt
Und endet sich mein Lebenslauf
so hört von selbst das Trinken auf
(dann hört mit mir der Durst auch auf)
Text: Verfasser unbekannt, Umdichtung des Liedtextes von Joachim Perinet von 1793. Hier ist vom Original nur die Anfangsstrophe geblieben, alles andere abgeändert und zugesetzt. (Der Originaltext weiter unten.)
Musik: Wenzel Müller (1794)
Lied des Hausmeisters aus dem Singspiel: Das neue Sonntagskind, am 17. Oktober 1793 in Wien uraufgeführt. „Noch jetzt (1895) in allen Taschenliederbüchern. Ist das scherzhafte Trinklied ein Spiegel deutscher Unsitte, so ist es doch noch lange nicht so schecht, als viele Sauflieder der Studenten, besonders im 17. u. 18. Jahrhundert. (Böhme, Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895. Böhme druckt nur 5 Strophen)