Wer nennt mir jene Blume, die allein
auf steiler Alp erblüht im Sonnenschein?
Die schönste Zierde uns´rer Alpenwelt
hoch droben einsam wächst vom Schnee erhellt
Der Hirtenbube auf der Alpenhöhn
wenn Du ihn fragst, wird stolz er dir gestehn:
„Es ist der Blumen schönste dieser Reis!
Die Alpenkönigin heißt Edelweiß
Der Jüngling, der die mühevolle Bahn
nicht scheute, tritt die steilen Höhn hinan.
Er wußte wohl, dort findet er allein
das höchste Glück, das bald er nennet sein.
Kein Fels zu hoch, kein Spalt ist ihm zu breit
Er jubelt laut weil er vom Ziel nicht weit
Bis er dann freudig eine Blume bricht:
Ein Edelweiß, der Alp Vergißmeinnicht.
„Mit Herz und hand stehn wir für´s Alpenland!“
So rufen alle, die das schöne Band
der Freiheit innig fest umschlungen hält
die gerne sterben für die Alpenwelt
Die fest und treu wohl einig Hand in Hand
die Freiheit pflanzen in das Alpenland
den Freiern ward für ihre Mühe Preis
der schönste Lohn, ein zartes Edelweiß
Und wenn dann einst das Sterbeglöcklein tönt
der Alpensohn sich mit dem Gott versöhnt.
Spricht wehmutsvoll da still er ein Gebet
weil seine Seel vor Gottes Throne steht
Mit Blumen schmücket man sein kleines Haus
zum Kirchhof trägt man weinend ihn hinaus
Und aus der treuen Freunde stillem Kreis
bringt jeder ihm das letzte Edelweiß.
Text: R. Teichmann (1-3), die vierte Strophe soll von M. Peuschel stammen. – Das Große Volks-Liederbuch von 1900 nennt Peuschel für alle Strophen.
Musik: ohne Angabe , anonym ?
u.a. in Großes Volks-Liederbuch (ca. 1900) — Concordia-Liederbuch (1911) — Gesellenfreud (1913 , ohne 2.)–