Wer lieben will, muß leiden
Denn ohne Leiden liebt man nicht
Sind das nicht süße Freuden
Wenn die Liebe von Beiden geschicht
Wer die Rose will abpflücken
Muß die Dornen auch vernichten
Ob sie gleich so schmerzhaft stechen
So genießt man doch die Frucht
Ich liebe, darfs nicht sagen
O du hartes schweres Joch
Ich brenne und darf´s nicht klagen
denn mein Herz, das liebt ihn noch
Ich gräme mich fast täglich
Aber alles ist vergeblich
Drum ,ihr schönen, sagt´s ihm doch
Denn mein Herz, das liebt ihn noch
Den ich so gerne hätte
der ist mir nicht erlaubt
Ein andre saß ihm zur Seite
Denn die hat ihn mir geraubt
Wär ich bei diesem Hause
Die erste Käufrin gewesen
O dann hätt ich, o dann hätt ich
Den Prozeß selbst aufgelöst
Drum trocknet euch, ihr Tränen
O ihr Seufzer hebet euch
Und sagt es eueren Schönen
Denn ich geh ins Totenreich
Weil er mich nicht mehr liebet
Das tät mich ganz betrüben
O Himmel, o Himmel
O Himmel, hilf mir doch
Text: Verfasser unbekannt
Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 617b, Anmerkungen „Lieb und Leid“)
Fliegendes Blatt „Drei neue Lieder“ , davon das Erste. Gedruckt bei Langhans , Altonaer Tor , Hamburg (um 1815-1820)