Von allen schönen Waren
Zum Markte hergefahren
Wird keine mehr behagen
Als die wir euch getragen
Aus fremden Ländern bringen
O höret, was wir singen!
Und seht die schönen Vögel!
Sie stehen zum Verkauf
Zuerst beseht den großen
Den lustigen, den losen
Er hüpfet leicht und munter
Von Baum und Busch herunter
Gleich ist er wieder droben
Wir wollen ihn nicht loben
O seht den muntern Vogel
Er steht hier zum Verkauf
Betrachtet nun den kleinen
Er will bedächtig scheinen
Und doch ist er der lose
So gut als wie der große
Er zeiget meist im Stillen
Den allerbesten Willen.
Der lose kleine Vogel
Er steht hier zum Verkauf
O seht das kleine Täubchen
Das liebe Turtelweibchen
Die Mädchen sind so zierlich
Verständig und manierlich
Sie mag sich gerne putzen
Und eure Liebe nutzen.
Der kleine zarte Vogel
Er steht hier zum Verkauf
Wir wollen sie nicht loben
Sie stehn zu allen Proben
Sie lieben sich das Neue
Doch über ihre Treue
Verlangt nicht Brief und Siegel
Sie haben alle Flügel
Wie artig sind die Vögel
Wie reizend ist der Kauf
Text: Johann Wolfgang von Goethe (1766)
vergleiche das Lied Amor auf der Leipziger Messe, das Goethe vermutlich inspiriert hat – oder umgekehrt?