Wenn im leichten Hirtenkleide
Mein geliebtes Mädchen geht
Wenn um sie die junge Freude
Sich im süßen Taumel dreht
Unter Rosen, zwischen Reben
In dem Hain und an dem Bach
Folgt ihr dann mit stillem Beben
Meine ganze Seele nach
Wär ich auf der Frühlingsaue
Nur das Lüftchen, das sie fühlt
Nur ein Tropfen von dem Thaue
Der um sie die Blume kühlt
Nur das Bäumchen an der Quelle
Das sie schützet und ergötzt
Und die kleine Silberwelle
Die den schönsten Fuß benetzt
Wären meine Klagetöne
Der Gesang der Nachtigall
Hörte mich die sanfte Schöne
Zärtlich in dem Wiederhall
Lispelt´ ich an Rosenwänden
Als ein Abendwind herab
Oder wär in ihren Händen
Der beblümte Hirtenstab
Könnt ich ihr als Veilchen dienen
Wenn sie neue Kränze flicht
Könnt ich in der Laube grünen
Wo mit ihr ein Engel spricht
Böt ich in vertrauten Schatten
Ihrem Schlummer sanftes Moos
Oder, wo sich Täubchen gatten
Meinen blumenreichen Schoß
Mach, o Liebe! dort im Stillen
Unter jenem Myrthenbaum
Wo sie ruht, um ihretwillen
Mich zum leichten Morgentraum
Mit verschämtem holden Lachen
Sehe sie mein Schattenbild
Und, o Liebe, beim Erwachen
Werd´ ihr Morgentraum erfüllt
Text: Johann Georg Jacobi –
Musik: I. F. Reichardt –
in Die Volkslieder der Deutschen (1834)