Wenn ich ein Vöglein wär
und auch zwei Flügel hätt
flög ich zu dir
weil´s aber nicht kann sein
bleib ich allhier
Bin ich gleich weit von dir
bin ich im Traum bei dir
und red mit dir;
wenn ich erwachen tu
bin ich allein.
Keine Stund in der Nacht
da nicht mein Herz erwacht
und an dich denkt
dass du mir tausendmal
dass du mir tausendmal
dein Herz geschenkt
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
Text zuerst in Herder’s Volksliedern, 1. Teil. 1778, S. 67. Seitdem unendliche mal gedruckt. Das Volk hat daran nur zwei Worte geändert und wirklich gebessert, nämlich * Traum für Schlaf. « denkt statt gedenkt gesetzt. (Böhme)
Deutscher Liederhort (1856, Nr. 90) und Liederhort II (1893, Nr. 512a „Flug der Liebe“)
Parodien, Versionen und Variationen:
CDs und Bücher mit Wenn ich ein Vöglein wär:
Anmerkungen zu "Wenn ich ein Vöglein wär"
Zum Text:
Zum Abdruck des Textes im Wdh. I, 1806, S. 208 urteilt Goethe: „Einzig schön und wahr.“ Herder bemerkt: „Die Melodie (jedcnfalls die noch übliche) ist dem Inhalte angemessen, leicht und sehnend.“ — „Aller Mondschein, Mondschein die Hülle und Fülle, und die ganze Seele übergießend , steht in dem Liede „Wenn ich ein Vöglein war“ — schreibt H. Heine, die romantische Schule, Hamburg 1836, S. 222. — Erk, Liederh. Nr. 90.
Der Text im Volksmund tritt zuweilen in veränderten und erweiterten Lesarten auf: Laut Ludwig Erk (1856, Nr. 90) werden in der Gegend von Frankfurt am Main (in Offenthal , Hergershausen ) noch folgende Strophen gesungen ( ähnliche Strophen in K Simrock : Volkslieder S. S.274 und 275)
Liebster ich will ja dich
bleib nur beständiglich
weiche nicht ab
bis uns der bittre Tod
bis uns der bittre Tod
legt ins kühle Grab
Schätzchen sag mirs bei deiner Pflicht
warum du so traurig bist
und redest nicht
Wann ich dirs könnt erzähln
wie mich meine Eltern quäln
müßt ich meiden dich
Wenn schon die Eltern dein
die Geschwister nicht zufrieden wolln sein
will ich lieben dich
Von dir laß ich nicht mehr ab
von dir laß ich nicht mehr
bis in das Grab
Zwei weitere Strophen wurden von Fr. Stromberg hinzugedichtet:
Wär ich ein Brünnlein klar / böt ich dir Kühlung dar / frischen Genuß /
Nahte dein Mund sich mir / quoll ich zur Liebe dir / weich wie ein Kuß
Wär ich ein Röslein fein / möcht ich recht duftend sein / duften für dich
Ich mich nicht wehren wollt´ / Dörnchen nicht stechen sollt / pflücktest du mich
Zur Melodie:
Die Melodie finden wir, so wie sie hier steht und noch allgemein gesungen wird, zuerst gedruckt in: „Liebe und Treue.“ Ein Liederspiel in einem Aufzuge. Nach Melodien von J. F. Reichardt, Berlin 1800 (Oktav). Wieder so im Melodienheft dazu S. 14: „Lieder aus dem Liederspiel Lieb und Treue von J. Fr. Reichardt. Berlin. Bei J. Friedr. Unger 1800. 4°. Dort ist das Lied „Schweizerlied“ bezeichnet. Vom Texte hat R. nur die 1. und 3. Strophe, und letztere in zwei Silben von Herder abweichend: 3. 2: ohne daß mein Herz erwacht. 3, 4 wie du mir ,c.)
Die Grundlage unseres viel gesungenen, auch mit kindlichen Texten von Jugendbekannten vermischten Liedes ist folgendes Liebeslied aus einem fl. Bl. „Sieben Neue Schöne Lieder (das 2.j Gedruckt in diesem Jahr“ (beim ersten Siede steht die Jahrzahl 1757):
Mag ich reden oder schweigen still
Oder denken was ich will
Das Lieben steht frei
Wohl ein verborgene Lieb
Ein Wollust sei
Sei es beim Tag oder Nacht
Wann ich vom Schlaf erwacht
An dich gedenk
Hab ich dir viel tausendmal
Liebes-Seufzer geschenkt.
Englisches Angesicht
Ich bitt, abschlag mirs nicht,
Was ich von dir begehr
Sonst Hab ich auf der Welt
Kein Freud nicht mehr
Meine Leut‘ die wehren mirs wohl
Daß ich dich nicht lieben soll.
Weil du bist schlecht;
Aber weil kein Red nicht schadt.
Lieb ich dich erst recht.
Schaut nur an, das kleine Kind
Greift nach den Waffen geschwind
Und läßt nicht ab
Ich will dir treu verbleiben
Bis in das Grab