Wenn ich ans Heiraten denke
geht mich das Grausen an
mein Herze tut sich kränken
wenn ich gedenk daran
Soll treten in den Stand
der ewig wird genannt?
Das sind ja schwere Sachen
die Angst und Kummer machen
die nicht gefallen tun
Heirat ich eine Arme
So wie ich selber bin
So heißt es: Gotterbarme
Wo wenden wir beid‘ uns hin?
Kein Leinwand und kein Tuch
Kein Strümpf und keine Schuh
Kein Haus, kein Hof, kein Kammer!
Fürwahr, es ist ein Jammer
Wenns man betrachten tut
Heirat ich eine Reiche —
Wie gerne ich sie hätt —
So tut sie mir ausstreichen.
Was sie für Geld gehabt
So heißt es Tag und Nacht:
Hab dich zum Mann gemacht!
Du Lumpenhund, du Prahler
Hast keinen halben Taler
Zu mir ins Haus gebracht
Heirat ich eine Schöne —
Wie ich sie gerne hätt —
Es möcht wohl Einer kommen
Dem sie gefallen tät
Er tät sie lieben allein
Ich müßt der Hahnrei sein
Er könnt ihr gute Worte geben
Und liebte sie daneben
Wie’s öfter mal geschieht
Ich kanns nicht besser machen
Ich bleib für mich allein
Um Andre auszulachen
Bleib ich für mich allein.
Nur meinen Mund allein
Versorg ich und sonst kein’n
Und kann um Liebe buhlen
Wenn’s mir gefallen tut.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort (1897, Nr. 864 „Bedenken gegen das Heiraten“
Text aus dem preußischen Samlande mitgeteilt von Reusch in: Preußische Provinzialblätter Bd. 27. S. 551. Königsberg. 1842. Mit anderer Melodie und Text unvollständig bei Hoffmann, Schlesische Volkslieder. Nr. 184. Andere Texte Simrock Nr. 220. Mündel Nr. 231. Mittler 141 und 1007. Ähnliche Melodie bei Hoffmann Nr. 95, wo zum Heiratslied ein anderer Anfang steht: Brüder, laßt das Sorgen!