Wenn der Frühling auf die Berge steigt
und im Sonnenstrahl der Schnee zerfließt
Wenn das erste Grün am Baum sich zeigt
und im Gras das erste Blümlein sprießt –
Wenn vorbei im Tal
nun mit einemmal
alle Regenzeit und Winterqual
schallt es von den Höh´n
bis zum Tale weit
O wie wunderschön
ist die Frühlingszeit!
Wenn am Gletscher heiß die Sonne leckt
wenn die Quell von den Bergen springt
alles rings mit jungem Grün sich deckt
und das Luftgetön der Wälder klingt –
Lüfte lind und lau
würzt die grüne Au
und der Himmel lacht so rein und blau
schallt es von den Höh´n
bis zum Tale weit
O wie wunderschön
ist die Frühlingszeit
War´s nicht auch zur jungen Frühlingszeit
als dein Herz sich meinem Herz´ erschloß
Als von dir, du wundersüße Maid
Ich den ersten langen Kuß genoß?
Durch den Hain erklang
heller Luftgesang
und die Quelle von den Bergen sprang –
scholl es von den Höh´n
bis zum Tale weit
O wie wunderschön
ist die Frühlingszeit
Text: Friedrich Bodenstedt (1819 – 1891)
Musik: unbekannt
Erste und zweite Strophe in Berg Frei – Liederbuch der Naturfreunde (1919)