Wem scholl ichs geben (Mädchenversteigerung)

Mailehen

Wem scholl ichs geben
Ze fröden seinem Leben?
Was ist das? Sagt uns, Herre, was?
Es ist fro Gredel Erenfluoch
Wem suogt sey bas?
Es ist fro Gredel Erenfluoch
Wem suogt sey bas?
Anders niempt dann mir
Sey ist meines herczen gir
Jächel Gumpost, seyst ein gesell
So Hab sey dir!
Jächel Gumpost, seyst ein gesell
So Hab sey dir!
Nu muoß mirs got gesegen!
Wie schon wil ich ir phlegen!

Wem scholl ichs geben
Ze fröden seinem leben?
Was ist das? Sagt uns, herre, was?
Es ist die schon fro Gnepferin
Wem fuogt sey bas?
Es ist die schon fro Gnepferin
Wem fuogt sey bas?
Anders niempt, dann mir,
Sey ist meins herczen gir
Rüfli Leck-spitz, pist ein gesell
So Hab sey dir!
Rüfli Leck-spitz, pist ein gesell
So Hab sey dir!
Nu muosz mirs got gesegen
Wie schon will ich ir pflegen

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Bäurisches Tanzlied des 14. Jahrhunderts aus dem Ring von H. Wittenweiler, S. 169
daher in Deutscher Liederhort II (1895, Nr. 965)

Liederthema: ,
Liederzeit vor 1400 - Zeitraum:
Stichwort: Mailehen


500 Jahre Bauernkrieg

Wessen Erde ist die Erde ?
Wessen Welt ist die Welt?

Die Grenzgänger spielen Lieder und Texte aus dem Bauernkrieg von 1524/1525 und ziehen die Parallelen bis in die heutige Klimakrise. Lieder aus der bedeutenden Sammlung “Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters” von Wolfgang Steinitz (1954/1962) und Songs von Bertolt Brecht treffen auf Geschichten des legendären Bundschuh-Führers Jos Fritz, Passagen aus den Reden Thomas Müntzers und aus den Memminger Artikeln, der frühesten gedruckten Erklärung der Menschenrechte von 1525. (Weitere Infos)

Anmerkungen:

Worterklärungen:

  • 1, 1 scholl = soll
  • 1, 5 sey = sie
  • 1, 6 niempt = Niemand.

Böhme schreibt dazu im Liederhort: „Hier finde ich das älteste Lied über den uralten, schon bei den Rittern des 12. Jahrhunderts gekannten Gebrauch der Mailehen oder Maibraut (Verlobung auf ein Jahr). Als ausgerufene Liebespaare erscheinen Frau Gredel Ehrenfluch mit Jakob Gumpost und die schöne Frau Knäfferin mit Rufli Leckspieß. Das Lied wurde so lange fortgesetzt, als es Mädchen und Bursche zu paaren gab: denn die nachfolgende Bemerkung lautet:

Et cetera so gie (ging) daz lied
Bis daz jeder seine(n) hiet (hätt)
Die warent an dem tancz
Damit so was die fröde gancz

Der hier gedachte Gebrauch der Mailehen war noch kürzlich am Rhein in Gebrauch, wie nachstehende Texte bezeugen. Über Mailehen siehe Ausführliches in meiner Geschichte des Tanzes I. S. 153 ff. und Uhland III, 390 ff.


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