Weil dann die Stund vorhanden ist
in der wir müssen streiten
für dein Wort, o Herr Jesu Christ
so steh uns bei zur Seiten!
Wir suchen dein, nicht unser Ehr:
Dein Wort, Herr, sonst nichts anders mehr
ist unsers Herzen Wonne.
Unser Haus und Hof, Weib und Kind
haben wir jetzt verlassen
suchen, bis unser Seel Ruh findt
darauf wir uns verlassen
Welches, Herr, ist dein göttlichs Wort
unser einiger Trost und Hort
und unsers Herzens Freude.
Wir suchen ja kein Freiheit nicht;
Gotts Wort lehrt uns vielmehre
Daß wir sollen untertänig
Sein unserm Oberherren
Ihr Kaiserlichen Majestät
Unter dessen Huld, milden Gnad
Wir uns allzeit ergeben.
Nach dem Leib Maut, Tribut und Steur
Wir williglich hergeben
Wann das Wort Gottes, welchs wir teur
Und wert halten, darneben
Uns nicht so gar entzogen würd‘
Was der Seel schadt, uns nicht gebührt
Dieselbe zu verletzen.
Wir begehren, in unserm Land
Zu leben und zu sterben
Um das Wort Gottes, und Niemand
Anderstwo zu verderben
Wir, unser Weib und Kinder klein
Suchen jetzt, Herr, dein Ehr allein;
Die weißt du zu erhalten.
Gott dem Herren allein die Ehr
Lob, Ruhm und Preis wir geben
Was er durch uns gethan bisher
Und daß Solchs nicht nur eben
Unsrer Macht zuzuschreiben sei
Gott stund uns augenscheinlich bei
bisher an allem Ende.
Und ob es gleich gar käm darzu
Herr Christ, daß wir jetzt Alle
Müßten sterben in der Unruh
Würd doch dein Ruhm erschallen
Bei unsern Weib und Kinderlein
Welch darzu auferzogen sein
Von deim Wort nicht zu lassen.
Herr Gott! jetzt aufopfern wir dir
All unser Leib und Leben
Das ursacht die herzlich Begier
Zu deim Wort, welchs du gebe
Hattst in diesem Land offenba
Mit großer Freud der Lehrer Schar
Deren wir jetzt beraubet.
Drum ziehen wir im Namen dein
Wider Die, so uns drängen
Und um dein heiligs Wort allein
Mit Gewalt wollen bringen
Beweis dein Macht, Herr Jesu Christ
Weil doch kein ander Helfer ist
Der für uns könnte streiten!
Gib deim unansehnlichen Hauf
Kraft, Macht, Stärk und auch Sinne
Daß sie allein trauen darauf
Du seist der Sieg und G’winne!
Denn dein Ehr trifft es an, o Herr!
Die suchen wir und sonst Nichts mehr
Dein Hand ist nicht verkürzet.
Zwo Bitt haben wir, Herre Gott;
Die wollst uns nicht versagen!
Die ein: daß wir dein heilig Wort
Wieder bei ruhigen Tagen
Hören mögen, und zu dem End
Die höchstheilige Sakrament
Nach Einsatzung gebrauchen.
Darnach: Ihr Kaiserlich Majestät
Dieses Landes Erbherren
Angeborne Mild und Genad
Wollst durch dein Geist vermehren
Daß wir unter dero Schutz und Schirm
Ein gottseliges Leben führn
Doch nach deim Wort alleine
Gib, o heilig Dreifaltigkeit
Daß nicht nur unser Munde
Durch das Gebet jetzt zu dir schreit
Sondern von Herzensgrunde!
Laßt uns auch das heilig Gebet
Das Vaterunser auf der Statt‘
Mit Andacht dreimal sprechen
Der heiligen Dreifaltigkeit
Zu Lob, Ruhm, Preis und Ehren!
Gott Vater, Sohn, heiliger Geist
Wolle in uns vermehren
Daß wir standhaft bei seinem Wort
Leben und sterbn an allem Ort!
Wer Solchs begehrt, sprech: Amen!
Text um 1626
Musik: nach „Wann mein Stündlein vorhanden ist“ oder “ Es ist das Heil uns kommen her„
Nach einem Flugblatt in der Hofbibliothek zu Wien „Ein geistreicher Gesang, welchen die Bauern im Ländlein ob der Enns alle 24 Stund viermal, zu Morgens, Mittags, Abends und Mitternacht, wie auch allezeit wann man sie angreifen will, knieend, mit gen Himmel aufgehabenen Händen, inniglich und einhelliglich, auch mit Seufzen und Weinen unterm freiem Himmel zu singen pflegen.“ (nach Steinitz I S. 29)
Die Bereitschaft, der Kaiserlichen Majestät untertänig zu sein und Tribut und Steurn hergeben zu wollen, bedeutete keineswegs den Verzicht auf die sozialen Forderungen des Aufstandes. Das Ennser Gebiet war von dem Kaiser an den Kurfürsten von Bayern verpfändet worden, und die Ennser Bauern wurden von den bayrischen Beamten besonders ausgeplündert. Die Wiederherstellung der kaiserlichen Oberherrschaft schien daher den Bauern mit einer Erleichterung ihrer sozialen Lage identisch.
Das Lied stammt vermutlich aus dem ersten, ganz erfolgreichen Teil des Bauernkrieges, aus der Zeit vor Fadingers Verwundung (28. Juni) und Tod (5. Juli). Darauf deutet auch die in den Strophen 3, 4 und 12 ausgesprochene Loyalität gegen den Kaiser. Die Bauern gedachten zunächst nur die Fremdherrschaft zu beseitigen; „das befreite Land aber sollte dem Kaiser zurückgegeben und die frühere Verfassung mit einem Landeshauptmann an der Spitze sollte hergestellt werden. Mit der bayerischen Herrschaft, meinten sie, wird nicht nur das Garnisonsgeld und der Druck der Soldaten, sondern vor allem auch die Gegenreformation beseitigt sein. Das fromme Singen der Bauern vor dem Kampfe und in Erwartung desselben finden wir auch sonst mehrfach bezeugt. So vor der Schlacht bei Eferding (9. November 1626). Während Formierung der Schlachtordnung plänkelten hier die Bauernreiter; die Masse dagegen sang im Emlinger Gehölz Psalmen [Choräle], sich zum Todeskampfe für den Glauben bereitend … Zu Beginn der Gmundener Schlacht, die an einem Sonntag (15. November 1626) stattfand, hielten die Bauern ihren Gottesdienst ebenfalls in einem Wäldchen, dem später sogenannten Pappenheimer-Hölzel, und sangen Luthers Lieder „Es woll uns Gott genädig sein“, „Ein feste. Burg ist unser Gott“ und ,, Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“. (nach Steinitz I , S. 30)