Was zieht ihr die Stirne finster und kraus?
Was starrt ihr wild in die Nacht hinaus,
Ihr freien, ihr männlichen Seelen?
Jetzt heult der Sturm, jetzt braust das Meer,
Jetzt zittert das Erdreich um uns her.
Wir woll’n uns die Not nicht verhehlen.
Die Hölle braust auf in neuer Glut;
Umsonst ist geflossen viel edles Blut;
Noch triumphieren die Bösen.
Doch nicht an der Rache des Himmels verzagt!
Es hat nicht vergebens blutig getagt;
Rot muß ja der Morgen sich lösen.
Und galt es früherhin Mut und Kraft,
Jetzt alle Kräfte zusammengerafft!
Sonst scheitert das Schiff noch im Hafen.
Erhebe dich, Jugend! Der Tiger dräut.
Bewaffne dich, Landsturm! Jetzt kommt deine Zeit.
Erwache, du Volk, das geschlafen!
Und wie wir hier rüstig zusammenstehn
Und keck dem Tod in die Augen sehn,
Woll’n nicht vom Rechte lassen,
Die Freiheit retten, das Vaterland,
Oder freudig sterben, das Schwert in der Hand,
Und Knechtschaft und Wütriche hassen!
Das Leben gilt nichts, wo die Freiheit fällt.
Was gibt uns die weite unendliche Welt
Für des Vaterlands heiligen Boden?
Frei woll’n wir das Vaterland wiedersehn
Oder frei zu den glücklichen Vätern gehn!
Ja! glücklich und frei sind die Toten.
Drum heule, du Sturm, drum brause, du Meer,
Drum zittre, du Erdreich, um uns her!
Ihr sollt uns die Seele nicht zügeln.
Die Erde kann neben uns untergehn;
Wir woll’n als freie Männer bestehn
Und den Bund mit dem Blute besiegeln.
Text: Theodor Körner – 1813 „Beim Zurückzug der vereinigten Heere über die Elbe“
Musik: auf die Melodie von Es heult der Sturm, es braust das Meer
aus den Befreiungskriegen