„Was schiert mich Reich und Kaiserprunk
mit all den bösen Plagen,
will mir viel besser doch ein Trunk
in Ruhe hier behagen!“
So sprach der Kaiser Wenzeslaus
und trank den vollen Humpen aus
beim Königsstuhl zu Rhense
Drauf Kurfüst Ruprecht von der Pfalz hub an:
„Mein Herr und Kaiser!
Ihr sprecht allda mit vielem Salz
vom roten Assmannshäuser.
Doch glaubt mir’s ich bericht Euch recht:
auch Bacharacher schmeckt nicht schlecht
beim Königsstuhl zu Rhense.“
Und als der Kaiser Wenzel das
und all die Herrn vernommen,
da liesen sie von dort ein Fass
des edlen Weines kommen
und setzten sich früh Tages dran
und schenkten ein und stiessen an
beim Königsstuhl zu Rhense
Der Kaiser sprach: „Der Wein schmeckt mir
das sag‘ ich ohn Bedenken,
und wer des edlen Weines hier
genug mir wollte schenken,
dem gäb ich meine Kron‘ zum Dank!“
Er sprach es, schwieg und trank und trank
beim Königsstuhl zu Rhense
„Wohlan, den Handel geh ich ein!“
sprach Ruprecht mit Behagen,
„Ich will statt Euer Kaiser sein
und Eure Krone tragen.
Vier Fuder, dünkt mich, sind genug
die dienen Euch derweil zum Trunk
beim Königsstuhl zu Rhense.“
„Nimm Szepter, Hermelin und Kron‘
nimm alles, was ich trage;
doch quält dich Zwietracht einst und Hohn
so denk an mich und sage:
Der Wein ist mehr als Kronen wert
das hat der Kaiser mich gelehrt
beim Königsstuhl zu Rhense.“
Text: Franz Gabriel. Drimborn – 1842
Musik: nach K. Röhmer – vor 1843 (1799—1884)
in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch