Was schaut ihr Kindlein traurig zu mir auf

Der gefangene Freischärler

Was schaut ihr Kindlein traurig zu mir auf
Und fragt, warum der Mutter Tränen rollen?
Hemmt nicht mit süßem Schmeicheln ihren Lauf
Der aus der Seele quillt, der schmerzensvollen
Der Vater, den wir lieben treu und rein
Er weilt gefangen auf dem hohen Turme
Und lauscht durch sein vergittert Fensterlein
Dem fernen Schlachtendonner und dem Sturme

Er kämpfte für die deutsche Republik
Prophetisch sah sein Aug die Zukunft tragen
Zur Freiheit hingewandt den kühnen Blick
Nicht mocht er nach der Zahl der Feinde fragen
Es färbt sein edles Blut den Boden rot
Er sank; doch hielt die Hand noch die Muskete
O darum nun verschont ihn früher Tod
Dass er des Kerkers öden Raum betrete

Ihr stolzen Sieger! Ehrt den tapfren Feind
Der bis zum Tod getreu blieb seiner Fahne
Dess Lippe nie mit falschen Wort verneint
Was still sein Herz beschloss im heil’gen Wahne
Doch wir verhüllen wehmutsvoll das Haupt
Und harren stumm dem finstern Schicksalsspruche
Noch grünt die Hoffnung! Weh, wenn sie entlaubt
Dann wird die Welt, das Leben uns zum Fluche

Text und Musik: Johanna Kinkel

Liederthema:
Liederzeit vor 1849 - Zeitraum:
Stichwort:


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