Was kann schöner sein
was kann edler sein
als der liebe Küherstamme
Wenn zur Frühlingszeit
sich die Freud erneut
sind sie fröhlich allzusamme?
Wenn sie hören d‘ Vögel singen
tut ‚m ’s Herz im Leib aufspringen
daß die Zeit rückt an
und die Erde dann
Laub und Gras herfür tuet bringen
Wenn der Maien kommt
Hört man wie es brommt
Lustig über alle Maßen
Tringlen (Glöcklein) von Metall
Hört man überall
Klingen auf der Berge Straßen
Lustigers kann man nicht hören
Wenn sie tuen harmonieren
Jederman hat dann
Seine Freude dran
Fenster öffnet man und Tören.
Hier im Schweizerland
Ist der Küherstand
Für preiswürdig zu erachten
Wenn man Berg und Tal
Darin überall
Recht aufmerksam tuet betrachten
Wie zög man das Land zu Ehren
Wo kein Pflug sich recht kann kehren?
Aber durch das Vych (Vieh)
Können Arm und Rych
Sich darinnen gut ernähren
Ja der Küherstand
Ist ein Nutz dem Land
Denen Bauren, denen Herren
Frag den Küher drum
Wie ’ne große Summ
Er den Herren muß einkehren
Für das Futter und die Weiden?
Manchem tuet es schier erleiden
Weil er nicht im Stand
Z‘ ziehen aus dem Land
Zu bezahlen für die beiden.
Doch dem ungeacht
Ist der Küher Pracht
Nicht zu hemmen, nicht zu zwingen
Denn die Küherleut
Lustig sind allzeit
Und tuen hörnen, jauchzen, singen
Wenn der Bauer muß d‘ Sense wetzen
D‘ Küher sich in Schatten setzen
In dem grünen Gras
Ist es Ihnen bas
Als stets an der Sonn z‘ schwitzen.
Selbst die Einsamkeit
In der Sommerzeit
Macht dem Küher viel Vergnügen
Er tuet ohne Kleid
Auf der grünen Weid
Hin auf weiche Kräuter liegen
Sich am Schatten niedersetzen
Hören wie die Vögel schwätzen
Daß es laut erschallt
In dem grünen Wald
Was kann Einen mehr ergötzen.
Text und Musik: Verfasser unbekannt – auf die Melodie von „Lieber Weidersmann“ ?
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1480 „Küherlied der Emmentaler“: „Prof. Tobler fand es in einem Handschriftlichen Liederbuche, wenig abweichend. Jedenfalls war es schon am Ende des vorigen Jahrhunderts bekannt. „Die Sprache und der etwas nüchterne, reflektierende Ton verweisen es sogar ins 17. Jahrhundert“ — meint Tobler.“ ) – Text und Melodie zuerst gedruckt bei J. G. Kuhn, Sammlung Schweizer Kuhreihen. Bern 1812. S. 13. —