Was kann einen mehr ergötzen
als ein schöner, grüner Wald
Wo die Vöglein lieblich schwätzen
und Diana sich aufhalt
Fort mit dir, schöns Blumenfeld !
Der Wald ist, der Lustgezelt
In den Wald tut sich verlieben
Kaiser, König, Fürst und Herr
Wann mich tut ein Kreuz betrüben
Nehm ich da mein Labung her:
Der Wald ist mein Medizin
Macht mich gsund, wann ich krank bin.
Wann ich tu vom Schlaf erwachen
Singen mich die Vöglein an
Mir ein schönes Hofrecht machen
Jedes rufet sein Gespan
Musizieren mir so lang
Bis ich was von Wildpret fang.
Wann die heißen Sonnenstrahlen
So ermatten alle Tier
Daß vor Hitz sie niederfallen
da gibt mir der Wald Quartier
Deckt mich zu mit Laub und Aest
Daß ich ruh aufs allerbest
Wenn ich seh die Rehe scherzen
Und die Hirschlein Paar für Paar
So gefällt es mir von Herzen
Wann ich seh die liebe Schar
Springen seh bald da bald dort
Bald stehens still, bald laufens fort
Kommt ein Has und tut mich sehen
Ist das meine größte Freud
Er vor Schrecken still bleibt stehen
Als wärs schon sein letzte Zeit
Kehrt sich um, salviert sich bald
Wiederum in dicken Wald
Tut der arge Fuchs mich spüren
Wenn ich rausche in dem Laub
Tut er nur mein Schnaufen hören
Macht er gleich sich aus dem Staub
Er macht bei sich diesen Schluß
Weit gnug ist gut vorm Schuß.
Alle Tierlein mir zu Ehren
Kommen aus dem Waldrevier
Grüßen mich als ihren Herren
Kommen Paar und Paar zu mir
Und bedienen mich so g’schwind
Trotz dem stolzen Hofgesind.
Nun ade ! im Wald verbleibe
So lang ich auf Erden leb
Nur dem Wald ich mich verschreibe
Nun ade, du schnöde Welt!
Ich verbleib allzeit im Wald
Bis die Welt zusammenfallt
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort (1845, Nr. 167) und Liederhort II (1894, Nr. 1451 „Waldeinsamkeit“)
Sehr verbreitetes Jägerlied aus dem 18. Jahrhundert, noch jetzt (1894) gesungen. Text und Melodie vielfach mündlich aus Berlin, Coburg, Gotha. Schlesien Bei Erk, Liederhort Nr. 167 (Botschaft) Mit Benutzung von fliegenden Blättern aus den Jahren von 1760—1808. Älteste Quelle ein fliegendes Blatt (Gedruckt Von 1721) zu Prag bei Barbara Franciska Beringerin: „Zwey schöne neue Lieder“ (das I.). Text hat 9 Strophen wie hier, nur in einzelnen Worten abweichend. (Exemplar war in v. Maltzahn’s Sammlung) Die Melodie dient auch noch zu folgenden Volksliedern : a) In den Garten wolln wir gehen, b) O Maria, jetzt ists Zeit! Wallfahrtslied.) c) Hört ihr nicht den Jäger blasen? d) Hoffnung, Hoffnung, komm nur bald, e) Vater Noah, Weinerfinder (Halle 1791)