Was jüngst ein armer Dichterling
Der Dorfschulmeisterzunft anhing
Der Wisch voll fader Stichelein
Drang bis zum Dorfschulmeisterlein
Und von gerechtem Grimm entbrannt
Nimmt seine Feder in die Hand
Und taucht sie in die Tinte ein
Das zorn’ge Dorfschulmeisterlein
O edle Muse steh ihm bei
Dass es den Tadel all zerstreu
Und dass durch es steh wieder rein
Jed and’res Dorfschulmeisterlein
Wer ist der erste Mann im Staat
Aus dessen schöpferischer Saat
Der Früchte edelste gedeihn
ist’s nicht das Dorfschulmeisterlein
Wer zieht der Bauern rohen Hauf
Zu guten braven Bürgern auf
Macht sie von allem Unrat rein
Ist’s nicht das Dorfschulmeisterlein
Und was ist denn dafür sein Lohn
Was seines frommen Eifers Kron
Verleumdung Tadel Müh und Pein
O armes Dorfschulmeisterlein
Doch all die unverdiente Schuld
Erträgt’s mit christlicher Geduld
und manden groben Stich schluckt’s ein
Das g’laß’ne Dorfschulmeisterlein
Wenn es bei einem Kindsaufschmauß
Sich einmal wacker nimmt heraus
soll man darob mißgünstig sein
Dem durst’gen Dorfschulmeisterlein
Dock Undank ist der Erde Lohn
Drum spricht’s auch jedem Spotte Hohn
Und hüllt sich in die Tugend ein
Das arme Dorfschulmeisterlein
Und ist’s gleich auf dem Erdenrund
Noch mer geplaget als ein Hund
So tröstet sich bei seiner Pein
Dennoch das Dorfschulmeisterlein
Denn sagt es einst der Welt Valet
Dann freut sich’s droben um die Wett
Mit Gottes lieben Engelein
Das seel’ge Dorfschulmeisterlein
Dort erntet’s seiner Mühe Lohn
Dort winkt auch ihm die Palmenkron
Dort wird es gleich den Kaisern sein
Das arme Dorfschulmeisterlein
Text: Gilardone
in: Frankenthaler Wochenblatt, 4. Februar 1826, S. 19