Was in Ungarn zu Grosswardein

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Was in Ungarn zu Großwardein
soll einmal das geschehen sein
will ich jetzt nun zeigen an
Merkt auf mit Fleiß, ihr Fraun und Mann

Der Kommandant selbiger Stadt
ein Töchterlein erzeuget hat
gottesfürchtig, züchtig, keusch und rein
war das Junge Röselein

Sie war von früher Jugend an
der Andacht immer zugetan
mit Beten und Singen allezeit
lobt sie die heilige Dreifaltigkeit

Schon zählt sie bei fünfzehn Jahr
war wohl wirklich schön, das ist wohl wahr
viel Manner warben um ihre Hand
sie willigte nie zum Ehestand

Ein Kavalier, ein junger Mann
hielt bei den Eltern um sie an
Der Vater gab den Willen drein
die Mutter sprach: „Es kann schon sein.“

Die Tochter fing zu weinen an:
„Ich hab ja schon einen Bräutigam
dem ich hab versprochen ganz.
zu tragen einen Jungfrauenkranz

Der Vater sprach; „Es kann nicht sein
Mein Kind. das bilde dir nicht ein
Wo willst du bleiben mit der Zeit?
Sehr alt sind wir schon alle beid

Vor meinem End ich wissen wollt
wo du auch einmal bleiben sollst
darum, mein Kind, ich rate dir-
Nimm dir zur Eh den Kavallier

Der Kavalier auch wiederkam
man stellte bald die Hochzeit an
es war alles dazu bereit
die Braut war voller Traurigkeit

‚Sie ging in ihren Garten früh
und fiel dort nieder auf die Knie
ruft von ganzem Herzen an
Jesum, ihren liebsten Bräutigam.

Da kam ein schöner Jüngling dar
sein Angesicht war hell und klar
sein Kleid mit Gold ganz ausgestickt
die Jungfrau erst vor ihm erschrickt.

Er grüßt die Jungfrau wunderschön
Die Jungfrau tut da vor ihm stehn
schamhaftig schlägt die Augen nieder
empfing gar schön den Jüngling wieder

Die Jungfrau tat, wie lang bekannt
ihr keusches Herz voll Liebe brannt
vergaß voll Freuden all Traurigkeit
gedacht nicht mehr an die Hochzeit

Der Jüngling an zu reden fing
verehrt Ihr einen goldenen Ring:
„Sieh hier, mein Braut, als Liebespfand
tragt diesen Ring an Eurer Hand.“

Viel Rosen ihm die Jungfrau brach
und liebevoll zum Jüngling sprach:
Hiermit sei du von mir verehrt
ewig mein Herz sonst kein´ begehrt

Da gingen die Verliebten zwei
brachen der Blumen mancherlei:
der Jungling spricht zu seiner Braut:
Kommt, mein Garten auch beschaut

Er nahm die Jungfrau bei der Hand
führt sie aus ihrem Vaterland
in seines Vaters Garten schön
darinnen viel der Blumen stehn

Die Jungfrau da mit Freud und Lust
sehr köstliche Früchte sie da kost
kein Mensch hat es nie gesehn
was da für edle Früchte stehn

Sie hört viel Musik und Gesang
die Zeit und Weil war ihr nicht lang:
die silberweißen Bächlein
sie flossen ganz klar und rein

Der Jüngling spricht zu seiner Braut:
Mein Garten habt Ihr nun beschaut
ich will Euch geben das Geleit
in Euer Land, es ist schon Zeit

Die Jungfrau schied mit Traurigkeit
kam vor die Stadt in kurzer Zeit
die Wächter hielten sie bald an
sie sprach: Laßt mich zum Vater gehn

„Wer ist Ihr Vater?“ man sie fragt
„Der Kommandant“ sie frei aussagt
Der eine Wächter aber spricht
Der hat ja keine Kinder nicht

An ihrer Kleidung man erkannt
daß sie auch sei vom hohen Stand
ein Wächter sie geführet hat
bis vor die Herren in der Stadt

Die Jungfrau sagt und bleibt dabei
daß der Kommandant ihr Vater sei
und sei nur vor zwei Stund
da sie hinaus ging jetzund

Die Herren nahmen es Wunder sehr
man fragt, wo sie gewesen wär
ihres Vaters Nam, Stamm und Geschlecht
das mußte sie erklären recht,

Man suchte auf die alte Schrift
unter andern man dies antrifft
Daß sich eine Braut verloren hat
zu Großwardein, in dieser Stadt

Text und Musik: Verfasser unbekannt

in: Des Knaben Wunderhorn I — Weltliche und geistliche Volkslieder und Volksschauspiele ( Pröhle, S, 225) —  Sztachovics:  Brautsprüche und Brautlieder auf dem Heideboden in Ungern , S. 276f —  ErkBöhme III, S- 824f, und III, S. 820f. —  Wiener, Arien und Bänkel aus Altwien , S. 52, — Gottlieb Brandsch, Geistliche Volkslieder aus Siebenbürgen , In: DV1, Jg. 28 (1926), S. 8 — Karl Meisen , Das Lied von der Kommandantentochter von Großwardein oder der ungarischen Braut , In; Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde (1957), S. 115-196 — Röhrich-Brednich, Deutsche Volkslieder I, S, 316 —  Wolfgang Suppan , Geistliche Volkslieder aus der Karpato-Ukraine , In: Jahrbuch des Musealvereines, Bd, 108, Linz —  Potiold , BänkeSiieder und Moritaten . S, 113-116

Louis Pinck schrebt in  Verklingende Weisen (1926): „Herr Serrier , Schuhmachermeister in Hambach , der nur die Volksschule seines Heimatdorfes besucht hatte, schrieb am 10. Februar 1911 in einem Brief:.. „So wurde hier , noch in den ersten Jahren, als ich herkam, ein Lied gesungen von einer Gottesbraut. Das Mädchen war von vornehmen Eltern und war an einen reichen Kavallier versprochen. Das Mädchen aber hatte sich dem himlischen Bräutigam vermählt. Am Abend vor der Hochzeit betete sie in ihrem Garten um Erleuchtung, da stand ein schöner Jüngling vor ihr und nahm sie bei der Hand und führte sie in seines Vaters Garten, wo so viele Blümelein stehn. Nachdem sie nun den Garten besehn, wurde die Braut vor Ihre Stadt geführt, wo sie nun Einlass begehrte. Der Wächter frug sie, wer sie sei, und sie sagte die Tochter des Stadtkommandant, dann heisst am Liede: “ Der andere Wächter aber spricht / der Kommandant hat kein Kind nicht / Man schlug nun auf die alte Schrift / 200 Jahre ea anbetrifft / dass sich die Braut verloren hat / zu Grosswardein in dieser Stadt“ Fragen Sie bei den älteren Mädchen hier an, ob sie dieses Lied nicht mehr kennen“  ( Gemeint ist das Lied „Die ungarische Braut“ im “ Lothringer Liederhort “ S. 71, Saargemünd , gedruckt bei Anton Weiss )

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Liederzeit: vor 1808 : Zeitraum:
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