Was führ ich denn so für’n trauriges Leben
daß mir mein Schatz hat Urlaub gegeben
hat Urlaub gegeben und meiner nicht gedacht
drum geb ich meinem Schatz viel tausend gute Nacht.
Viel tausend gute Nacht, viel tausend gute Stund‘
Ach, Hätt ich doch ein Wort mit ihm reden gekonnt
Dieweil ich aber sehe, dass dieses nicht kann sein
Die andre falsche Herzen zu sehr dawider sein
Drum will ich mir kaufen ein aschegraues Kleid
Darunter will ich tragen groß Herzeleid
Groß Herzeleid und einen getreuen Mut
Wie es das Turteltäubelein auch tut
Das Turteltäubelein* so hübsch und so fein
Es ruht nie auf einem grünen Zweigelein
Es trinkt auch Niemalen das Wasser so rein
Es schlägt erst mit beiden Flügelein drein
Und bin ich auch nicht sehr reich dabei
So ist doch gewiß mein Herze getreu
Es gäbe wohl mancher Eintausend-Taler-Schatz
Wenn er nur fände ein getreues Herz
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 702 „Die Trauernde“)
*Über die Trauer der Turteltaube s. Altd. Wälder 2, 34 ff. Die Turteltaube war in älterer deutscher Dichtung ein beliebtes Bild sittlicher Reinheit und treuer, trauernder Witwenschaft, Ihres Gatten beraubt, lässt sie sich immer nur auf einem dürren Ast nieder, auch trinkt sie kein klares Wasser mehr, sondern trübt es zuvor mit ihren Füßen.