Was braucht man auf an Bauerndorf
Was braucht man auf an Dorf?
An Pfarra, der schön singt
A Glocken die gut klingt
An Meßner der gut läuten kann
Schulmast’r a, an gesteiften Mann
Dös braucht man auf an Baurendorf
Dös braucht man auf an Dorf
Was braucht man auf an Bauerndorf
Was braucht man auf an Dorf?
A Uhr die redlich geht
An Hund der wacker bellt
An Richter der nöt gar z’grob straft
Den Bauern nöt z’viel zschaffa macht
An Müller der nöt stiehlt
An Fuhrmann der nöt schilt
A Wirtin die nöt trotzig ist
An Gockelhahn auf jedem Mist
An Metzger der nöt hinkt
An Schneider der nöt stinkt
An Weber der nöt krätzig ist
An Bauern der kein Lauer ist
An Bäcker der oft bacht
Und d‘ Semmel nöt z‘ kloan macht
An Bräuer ders Malz fleißig rührt
Und macht, daß’sBier nöt wässrig wird
An Hirten der hell blast
A Kirch dö d‘ Leut all faßt
A Leiren und an Dudelsack
An guten Rauch- und Schnupftaback
An Wirth der nöt z’viel sauft
An Bub’n der nit gern rauft
An Knecht der nit aufs Gass’l geht.
A Dirn die nöt zum Tanze steht
An Ochsen der nie steht
An Brunn der allweil geht
A Kellnerin die nöt z’scherzig ist
An Pflega — a an guten Christ.
An Schmied der wacker schlagt
An Schirg, der nöt falsch klagt
An grosz’n Bach, der d‘ Mühle treibt
An Kramer der kein‘ d‘ Ehr abschneidt
An großen Lindenbaum
Zum Spiel herum brav Raum
An Gattern der sich selb’n zumacht
An Tanzbod’n der nöt z‘ feindla kracht
An Schneia der nix nimmt
An Bota der bald kimmt
An Bauern der sein Weib nöt schlagt
A Weib die übern Mann nöt klagt.
An Kubl volla Schmalz
Für Vieh und Leut brav Salz
Viel Hanf, daß ma Leinwand kriegn
A Bettstatt und a kloani Wiegn
A Katz dö recht gut maust
An Kampl der gut laust
An Beutle der uns d‘ Schulden zahlt
An Tischler, der an Kasten malt.
An Bader der nöt raucht
Und geht, so oft man braucht
An Zimmermann ders Holz nöt scheucht
An Groschen zu der Ohrenbeicht
Gnug Stroh und Strah (Streu) und Heu
Nöt z‘ wenig Küh und Säu
Au Span der allweit hellauf brinnt
Ums Haus herum lauter gute Gründ
Dös braucht ma auf an Bauerndorf
dös braucht ma auf an Dorf
Text und Musik. Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1544 „Das Bauerndorf“)
Fliegendes Blatt.: Drei neue Lieder (Anfang des 19, Jahrhunderts, nach dem Dialekt aus Oberbayern). Abschrift durch Herrn Mündel, Es ist eine Nachbildung des alten Schweizerliedes : „Was brucht man in der Schwiz?“ Letzteres ist ein Gedicht vom Pfarrer J. B. Häfflinger 1796. Aus St. Gallen mitgeteilt bei Büsching 1807. Nr. 98. (Erk II, 1. 38. Erlach 4, 349)